10.06.2024 Sensible Elektronik schützen
Elektronik sicher vor Staub und mechanischen Belastungen schützen und dabei konstruktive Mängel beseitigen: Dies war das Ergebnis eines nicht alltäglichen Sonderprojektes bei Berger S2B, bei dem Anwendungsberatung und Fertigung Hand in Hand arbeiteten.
Moderne E-Bässe werden zunehmend aktiv betrieben und verfügen i.d.R. über eine umfangreiche Elektronik, die sich meist in abgeschirmten Fächern, auf der Rückseite der Instrumente zugänglich, befindet. Geschraubte Abdeckplatten schützen diese vor Staub und mechanischer Belastung. Bei einer sehr speziellen Einzelanfertigung war zudem ein Lichtleiter-Tonabnehmersystem mit der entsprechend aufwändigen Elektronik verbaut. Daraus resultieren verschiedene Anforderungen an die Abdeckplatte: Das Instrument wird per Akku mit Energie versorgt und muss regelmäßig aufgeladen werden, wobei der Anschluss fest mit der Abdeckplatte verbunden ist. Bei einem Saitenwechsel sollte die exakte Einstellung der Lichtschranken überprüft und ggf. justiert werden können. Dazu muss die Abdeckplatte entfernt werden, was aufgrund des festverbundenen Ladeanschlusses kompliziert war. Darüber hinaus arbeitet bei Instrumenten wie diesem das Holz im Verlauf der Zeit, weshalb die ursprüngliche Plexiglas-Abdeckung unter Spannung geraten war und Risse an den Schraublöchern bekommen hatte.
Da die Abdeckung eine recht komplexe Form hat, entschied man sich bei Berger S2B, die „Ersatzabdichtung“ mit einem Wasserstrahlschneidsystem zu schneiden, da diese Schneidtechnik die nötige Genauigkeit bei komplexen Formen bietet. Die Geometrie des Bauteils wurde mithilfe eines Profilprojektors digital ermittelt und daraus eine schneidfähige DXF-Zeichnung erstellt. Als Material der Abdeckplatte wählte man ein 1 mm starkes Carbon, kombiniert mit einem 1 mm starkem speziellen Kunststoff, der für diese Anwendung und die Schwingungen optimal war. Diese beiden Platten wurden deckungsgleich geschnitten und verklebt. So entstand eine Abdeckplatte, die weniger empfindlich gegen Spannung ist, falls das Holz des Instrumentes weiterarbeitet. Die Verwendung von zwei Platten hat einen besonderen Grund: Da die neue Abdeckplatte schwarz ist, musste sie mit einem kleinen Loch versehen werden, damit der Ladezustand der Akkus, angezeigt durch eine LED, jederzeit von außen sichtbar ist. Dieses Loch wurde zum Staubschutz zwischen den beiden Materialschichten der Abdeckplatte transparent mit einem Klebeband verschlossen. Darüber hinaus empfahl das Unternehmen, die Abdeckung zweiteilig mit einer Schwalbenschwanz-Verbindung auszuführen. Dadurch muss beim Einstellen des Basses nicht jedes Mal die Stromversorgung getrennt und wieder gelötet werden.
Dieses nicht alltägliche Projekt zeigt, dass fundierte Anwendungsberatung in Kombination mit Material- und Fertigungsexpertise schnell Formteillösungen ermöglicht, die das Unternehmen bis dahin „noch gar nicht auf dem Radar hatte“. In den Ersatzteilmarkt für Instrumente will man zwar nicht einsteigen, aber solche und ähnliche Sonderlösungen realisiert man quer durch alle Branchen immer wieder.