Isolierungen mit Weitblick entwickeln

Mit der Elektrifizierung von Traktoren (hier noch verbrennungsmotorisch betrieben) werden sich auch die Anforderungen an Kabinen, z.B. durch erhöhten Brandschutz, ändern. Dies lässt sich heute schon bei Entwicklungen im Kabinenbereich berücksichtigen (Bild: istock_ ronstik)

24.05.2022 Isolierungen mit Weitblick entwickeln

Bei der Konstruktion von technischen Lösungen stellt sich immer häufiger die Frage: Sollen sie für den jetzigen oder für den absehbaren Bedarf ausgelegt werden? Berger S2B präferiert bei der systemischen Bewertung von Projekten immer häufiger die zukunftsorientierte Lösung – ein Beispiel aus der Landtechnik.

Moderne Traktoren verfügen über hochtechnisierte Kabinen, die den Maschinenführer:innen das Arbeitsleben in vieler Hinsicht erleichtern. Dabei geht es neben einer ergonomischen Bedienung und dem Sitzkomfort auch um Klimatisierung und geringe Geräuschpegel. Vor diesem Hintergrund erhielt Berger S2B eine Anfrage zu einer thermischen Isolierung des Kabinenbodens. Dadurch soll die hohe Strahlungswärme des Motors deutlich reduziert werden. Gewünscht war zudem eine schall- und vibrationsdämpfende Funktion. Für die unterschiedlichen Kabinen werden fünf verschiedene Zuschnitte benötigt. Um die Montage zu erleichtern, muss das Material einseitig selbstklebend ausgerüstet sein, wobei auch der Klebstoff den Anforderungen an Temperaturbeständigkeit gerecht werden und den Vibrationen der Landmaschinen standhalten muss.
Um die technischen Anforderungen zu erfüllen, wurden unterschiedliche Varianten erwogen und bewertet:

  1. Glaswolle mit einseitiger Alukaschierung und Selbstklebebeschichtung
  2. Schaum mit Alu- und Selbstklebebeschichtung
  3. Zellulosegewebe mit Alu- und Selbstklebebeschichtung
  4. NBR- bzw. EPDM-Folien mit Alu- und Selbstklebebeschichtung
  5. Brandschutzfolien aus FireStop-Material mit Alukaschierung und Selbstklebebeschichtung

Tests zeigten: Mit Schäumen ließen sich die Anforderungen – im Gegensatz zu den anderen Materialvarianten – nicht erfüllen. Preislich betrachtet ist Variante 1 am günstigsten, gefolgt von Variante 3. Die Variante 5 ist ca. um den Faktor 2 teurer. Variante 4 lag preislich nochmals teurer und schied damit aus.
Im Rahmen der systemischen Anwendungsberatung bei Berger S2B wurde danach die Serienproduktion und Montage der Thermo- und Dämmmatten bewertet. Hier hat Glaswolle Nachteile. Sie ist nicht einfach zu verarbeiten und wird auch in Fertigungen nicht gerne gesehen – das Material juckt beim Hautkontakt.

Dann bezog man noch absehbare Entwicklungen in der Landtechnik in die Bewertung mit ein: Auch hier wird der Umstieg von verbrennungs- auf elektromotorisch betriebene Maschinen vorbereitet. Die Kabinen sind von dieser Entwicklung zwar nur insofern betroffen, als dass der Brandschutz an Bedeutung zunimmt. Konstruktiv muss sich an den Kabinen sonst nichts ändern.
Die Abwägung aller Aspekte führt letztendlich zur Empfehlung, das FireStop-Material von Tec-Joint einzusetzen, da es unter reinen Materialkosten im Mittelfeld liegt, gut zuzuschneiden sowie zu montieren ist und das größte Potenzial für den modernen Kabinenbau von Traktoren bietet. Denn beim Umstieg auf E-Motoren müssen die Kabinen in Bezug auf erhöhte Brandschutzerfordernisse nicht erneut angepasst werden. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Aber dieses Beispiel zeigt, dass Konstruierende heute weit über den Tellerrand blicken sollten, um die optimale Lösung zu definieren. Dabei kann es auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten interessant sein, absehbare Entwicklungen gleich mitzudenken. So ist es zunehmend günstiger, Lösungen mit Weitblick zu realisieren, als in ein- oder zwei Jahren das nächste und meist schon jetzt absehbare Projekt anzustoßen.

Lösungspartner

Berger S2B GmbH

Zielgruppen

Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung