Dichtstellenkonstruktion –  was ist relevant?

Bei der Konstruktion von Dichtstellen ist die Einhaltung von Gesetzen und Normen ein zentraler Aspekt (Bild: Peter Thomsen)

12.03.2024 Dichtstellenkonstruktion – was ist relevant?

Denkanstöße und Aspekte der optimalen Dichtstellenkonstruktion

von Peter Thomsen (Peter Thomsen-Industrie-Vertretung)

Auch 2023 muss man es mit Blick auf Kons­truktion und Entwicklung, Einkauf etc. bei Anlagenbetreibern immer noch erwähnen: Die erste große Herausforderung ist es, zu akzeptieren, dass Dichtungen keine C-Artikel, sondern sicherheitsrelevante Bauteile sind.

Die zweite große Herausforderung für die Entwicklung neuer, rechtskonformer Dichtungen mit minimalen Emissionsraten (Minimierungsgebot) und für den Ersatz einiger Werkstoffe (z.B. laufendes PFAS-Verbot) ist das Annehmen der Herausforderung. Häufig wurde in der Vergangenheit die neue Herausforderung den vorhandenen Lösungen angepasst. Wie z.B. bei der Festlegung der Leckrate nach TA Luft unter Nichtbeachtung der Forderung nach Vermeidungs- bzw. Minimierungsgebot, sodass nahezu alle, mit ganz wenigen Ausnahmen, bis dahin verwendeten Dichtungen diese Forderung auch erfüllt haben. Gehen wir aus von der Tatsache, dass die erforderliche Entwicklung eine Lösung von Problemen (hohe Emissionsraten, schädliche Werkstoffe) ist, gilt der Spruch von Albert Einstein: „Man löst ein Prob­lem nicht mit derselben Denkweise, durch die es entstanden ist."

Hierzu ein Beispiel für die Konstruktion von Dichtstellen im Anlagenbau: Die einzuhaltenden grundlegenden Sicherheitsanforderungen, z.B. nach der DGRL (siehe auch Anhang 1, Abschnitt 4), nach ProdSG, 14. ProdSV, sind Stand der Technik, unbedingte Medienbeständigkeit, minimale bis keine Relaxationsrate, Beständigkeit gegen externen Brand, Blitzstromtragfähigkeit, keine Alterung, Nachhaltigkeit. Nach der IE-RL, BImSchG sind es beste verfügbare Technik und Minimierung schädlicher Emissionen. Und nach der Abfallrahmen-RL, KrWG sind es Stand der Technik und entsorgungsfähige Werkstoffe. Die eigentlich seit Jahrzehnten gültigen Anforderungen schränken den Einsatz auch heute noch üblicherweise verwendeter Dichtwerkstoffe für Flachdichtungen ein, weil sie mehrere der grundlegenden Sicherheitsanforderungen nicht leisten können. Für alternative Metall-Weichstoffdichtungen sind allerdings für verschiedene Anwendungen verbesserte Profile zu entwickeln. Das gilt auch für die Erstellung zielführender, der Gesetzeslage gerecht werdender Normen. Konstruktion und Entwicklung müssen also – neben der Erfüllung der technischen Rahmenparameter – den Stand der Technik, die beste verfügbare Technik und die unkritische Entsorgung der Werkstoffe beachten. Es wird auch zukünftig vermehrt zu ihren Aufgaben gehören, im Unternehmen für die Gesamtkostenbetrachtung (Total-Costs of Ownership) der ausgewählten Dichtungen zu sensibilisieren.

Peter Thomson, Inhaber, Peter Thomsen-Industrie-Vertretung
„Der rechtliche Hintergrund für den Einsatz einer Dichtung ist nicht trivial – ihn zu vernachlässigen, ist fahrlässig.“ Peter Thomson, Inhaber, Peter Thomsen-Industrie-Vertretung

Lösungspartner

Peter Thomsen-Industrie-Vertretung

Zielgruppen

Konstruktion & Entwicklung, Unternehmensleitung