Dichtstellenkonstruktion –  was ist relevant?

Berechnungsprogramm KLINGERexpert – Digitalisierung von Dichtungseigenschaften (Bild: KLINGER GMBH)

12.03.2024 Dichtstellenkonstruktion – was ist relevant?

Denkanstöße und Aspekte der optimalen Dichtstellenkonstruktion

von Dipl.-Ing. Norbert Weimer (KLINGER GmbH)

Die Frage nach den größten Herausforderungen bei der „Dichtungsentwicklung“ ist – angesichts der vielen unterschiedlichen Projekt­anforderungen – unspezifisch.

Als Hersteller von Dichtungsplatten, also Halbzeugen zur weiteren Verarbeitung zu statischen Dichtungen, haben wir sicherlich einen anderen Focus als diejenigen, die für einen spezifischen Anwendungsfall eine Dichtung zu entwickeln haben. Für uns sind die Anforderungen in der technischen Breite wichtig. Aufgrund unseres umfangreichen Portfolios können wir die meisten technischen Anforderungen abdecken. Aber die regulatorischen Anforderungen rücken immer mehr in den Focus und hier wird es spannend. Regulierungen werden oft von Kreisen erstellt, die mit den tatsächlichen technischen Anwendungen nichts zu tun haben – und die (wie manche sagen) : „Von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.“ Vor einigen Jahren hat man noch von „Technikfolgenabschätzung“ gesprochen – „Regulierungsfolgenabschätzung“ habe ich noch nicht gehört, das wäre aber angesagt. Vor allem sind, klare, nachvollziehbare und begründete Regelungen wichtig – und hieran hapert es (siehe PFAS).

Ein weiteres Thema, das an Bedeutung gewinnt, ist die „Nachhaltigkeit“. Und dieses Thema ist wichtig. Egal ob es sich um die Reduzierung von CO2-Emissionen bei der Herstellung unserer Materialien handelt oder um die Verwendung von Rohstoffen, welche die Erhaltung von Ökosystemen und die Gesundheit unseres Planeten für zukünftige Generationen fördern und berücksichtigen. Aus Sicht der Konstruktion ist die Entwicklung von Dichtstellen eine sehr spezifische Angelegenheit. Die Nutzung von Digitalisierung, Simulation und KI hängt extrem von der vorhandenen Datenbasis der Bauteile und der Anwendungsbedingungen ab. Wir haben hier schon seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit geleistet und, z.B. mit dem Dichtungsberechnungsprogramm KLINGERexpert, die Eigenschaften der Dichtungsmaterialien sehr detailliert „digital“ beschrieben. Dies hilft uns heute noch sehr, da FEM-Simulationen weit aufwändiger sind und für KI eine große Menge an Daten benötigt wird, die im vollen Umfang noch nicht greifbar sind. Entwicklungspartnerschaften sollte man hinsichtlich der Komplexität eines Projektes bewerten. Sie machen in vertikaler Struktur bei größeren Projekten immer Sinn. Dabei gilt immer: „Alle Beteiligte an einen Tisch bringen“, wenn es um wichtige und neue Projekte geht. Denn Dichtungstechnik „lebt“ sehr stark von Erfahrung und kann komplexer sein, als es der schwarze Strich in der Zeichnung vermuten lässt.

Norbert Weimer, Unternehmensleitung, KLINGER GmbH
„Regulierungen ohne vernünftige Folgenabschätzung sind derzeit eine große Herausforderung für Konstruierende – unabhängig von der jeweiligen Aufgabenstellung.“ Norbert Weimer, Unternehmensleitung, KLINGER GmbH

Lösungspartner

KLINGER GmbH

Zielgruppen

Konstruktion & Entwicklung, Unternehmensleitung