01.11.2018 Das vielseitigste Dichtelement – der O-Ring
Entstehungsgeschichte und Potenzial
O-Ringe werden heute in Milliardenstückzahlen sowohl in statischen als auch dynamischen Anwendungen (z.B. Hydraulik oder als Abdichtung auf einer drehenden Welle) als Dichtung eingesetzt. Seine vielen Vorteile haben ihn zu diesem „Allrounder“ in der Dichtungstechnik werden lassen. Und seine Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Das „O“ in dem Begriff O-Ring bezieht sich auf den runden Querschnitt dieses Ringes. Inzwischen hat sich diese Bezeichnung in der Technik durchgesetzt. In älteren Unterlagen finden sich auch die Begriffe Schnurring, Nullring oder Rundring. Letzteres war die offizielle Bezeichnung in der DDR [1]. Im englischen Sprachgebrauch waren vor der Bezeichnung „O-Ring“ auch die Begriffe „Round Ring“, „Toroid Ring“, „Donut Seal“ [2] und „Toroidal Sealing Ring“ [3] üblich.
O-Ringe bieten viele Vorteile, die letztendlich auch ihren breiten Einsatz ermöglicht haben. O-Ring-Abdichtungen zeigen auch bei geringen Flächenpressungen – ausreichende Verformung vorausgesetzt – ein gutes Dichtverhalten, welches sich auch über sehr lange Einsatzzeiten hinweg trotz erheblicher Spannungsrelaxation bzw. Alterung des Werkstoffes nicht verschlechtert. Je nach Schnurstärke können Spalte bis ca. 0,5 mm und mehr mit O-Ringen überbrückt werden. Durch die enorm große Vielfalt an immer leistungsfähigeren Elastomerwerkstoffen, aus welchen O-Ringe gefertigt werden, lassen sie sich – je nach Elastomertyp – von -70 °C bis ca. +300 °C einsetzen. Mit O-Ringen können sowohl Ultrahochvakuum- (10-8 Torr) bis Hochdruckanwendungen (400 bar, Sonderfälle 2000 bar) abgedichtet werden. Neben dem guten Montageverhalten sind seine weltweite Verfügbarkeit und sein niedriger Preis weitere Vorteile, die den O-Ring zur häufigsten und vielleicht auch – nicht nur bei Einkäufern – beliebtesten Abdichtungsart aller Zeiten werden ließen. Denn die einfache Auslegung eines O-Rings hat sich auch bei vielen Konstrukteuren herumgesprochen. Und schließlich ist die Tatsache, dass vielen Anwendern gar nicht bewusst ist, wie oft sie sich tagtäglich auf die einwandfreie Funktion von O-Ringen verlassen, eigentlich das allerbeste Argument für die Zuverlässigkeit von O-Ringen.