27.02.2024 Umsatz- und Gewinnrückgänge in der Kunststoffverarbeitung
Der Gesamtumsatz der Kunststoffverarbeiter sank nach Auswertung des statistischen Bundesamtes und Informationen des Tec-Part e.V. um 6,26% auf 72,55 Mrd. €. Gleichzeitig reduzierte sich der Materialverbrauch um 8,7% bzw. um 1,3 Mio. t und sank auf 13,3 Mio. t.
Damit stellten alle Bereiche der Kunststoffverarbeitung weniger Produkte her. Im Inlandsabsatz waren die Rückgänge mit -6,9% auf 43,8 Mrd. Euro etwas höher als die Rückgänge des Exports, der um 5,5% auf 28,7 Mrd. € sank. In den Sparten der Kunststoffverarbeitung verzeichneten im Berichtsjahr 2023 die Bereiche Bau und Verpackung besonders hohe Rückgänge, die traditionell einen hohen Rezyklatanteil in ihren Produkten einsetzen. Die verarbeitete Menge reduzierte sich um 7,7% auf 2,4 Mio. t. Durch den etwas geringeren Rückgang im Vergleich zu den Originalmaterialien erhöhte sich die Rezyklateinsatzquote in den Kunststoffprodukten leicht (um 0,2%-Punkte) auf 18%. Trotz künftig höherer Quotenvorgaben für Kunststoffprodukte war in 2023 nicht mehr drin, da viele Materialsorten der Originalware günstiger waren als die Recyclingware. Hohe Energiekosten, die auf die Herstellung heimischer Rezyklate durchschlugen, begünstigten zudem Materialimporte auch von Rezyklaten, was der Recyclingwirtschaft in Deutschland und Europa deutlich zusetzt und zwischenzeitlich zu Kurzarbeit bei vielen Recyclern führte. Um die Transformation hin zu mehr Kreislaufwirtschaft wirtschaftlich zu schaffen, muss – nach Ansicht des Verbandes – zumindest Chancengleichheit hergestellt werden. Es könne nicht sein, dass Rezyklatquoten gefordert werden, diese jedoch in unfairem Wettbewerb hergestellt werden müssen, da im Vergleich zur Chemieindustrie höhere Energiekosten zu zahlen sind. Für die Recycler müssten die gleichen Energiekosten gelten wie für Originalmaterialhersteller.
Nicht nur die Recycler litten 2023 unter den Absatzrückgängen. Stark traf es die Bauwirtschaft, die, u.a. durch den inflationsbedingten Preisanstieg und die hohen Zinsen, einen Umsatzrückgang von 11% und einen Absatzmengenrückgang von rund 13% hinnehmen musste. Mit 7,7 % Umsatzrückgang folgten die Verpackungshersteller, die neben weniger Menge über den Jahresverlauf auch noch Preisabschläge auf ihre Produkte zu akzeptieren hatten.
Bei den Kunststoff-Konsumwaren war der Umsatz in 2023 mit nur 3,6% rückläufig, jedoch war die Preisbasis im Vergleich zu 2022 rd. 5% höher, was dafür spricht, dass der Produktionsrückgang rund doppelt so groß war. Auch hier wirkten die höheren Zinsen und der inflationsbedingte Kaufkraftverlust auf die Kauflaune der Konsumenten.
Vergleichsweise gut haben sich die technischen Teile geschlagen, die mit einem kleinen Umsatzplus das Jahr 2023 abschließen konnten. Jedoch ist auch hier die Vergleichsbasis der Preise aus 2022 niedriger, sodass die Hersteller technischer Teile, insbesondere durch die Nachfrageschwäche aus der Elektronikbranche sowie aus dem Maschinenbau, Produktionseinbußen hinnehmen mussten. Einzig die Automobilindustrie setzte mit einem deutlichen Absatzplus, laut VDA von 18%, Wachstumsimpulse.
Trotz der angespannten Lage und der realen Produktionsrückgänge in der Kunststoff verarbeitenden Branche fiel der Beschäftigungsabbau um 2,88% auf rd. 316.000 Beschäftigte moderat aus. Weiterhin will aber die überwiegende Mehrheit (59%) der befragten Unternehmen das Personal halten oder ausbauen (22%). Letzteres wird zunehmend schwerer, da 88% Prozent der Unternehmen über einen meist technisch orientierten Fachkräftemangel klagen. Damit hat sich das Problem in 2024 weiter verschärft.
Eine durch TecPart erhobene Umfrage zeigt, dass aufgrund gestiegener Kosten und der Umsatzrückgänge nur in wenigen Fällen eine Ergebnisverbesserung möglich war. In dem Betrachtungszeitraum der letzten sechs Jahre (2017-2023) haben 40% der Unternehmen in 2023 sinkende Gewinne zu verzeichnen. Dies ist der Höchstwert in den letzten sechs Jahren. Zudem konnten nur noch 24% der Unternehmen steigende Gewinne erzielen, was ebenfalls der schlechteste Wert der letzten sechs Jahre ist und damit die Zukunftsfähigkeit einiger Unternehmen infrage stellt. Auch konnten die gestiegenen Preise aus Material-, Strom-, und Personalkostenerhöhungen nicht in dem notwendigen Umfang in den Markt weitergegeben werden.
Verhalten sind auch die Erwartungen für die Unternehmensergebnisse in 2024, hier geben 54% der Befragten an, dass sie keine Veränderung und 25%, dass sie ein weiteres Abschmelzen der Gewinne erwarten. Die fehlenden Impulse für die künftige Entwicklung schlagen sich auch bei den Investitionen nieder. Rund 25% der Unternehmen haben ihre Investitionen zurückgefahren, was der höchste Wert seit dem Corona-Jahr 2020 ist, 63% der Unternehmen haben ihre Investitionen auf dem Vorjahresniveau gehalten.
Die wirtschaftliche Situation ist trotz des vermehrten Gewinnrückgangs bei den Unternehmen meist noch robust. Allerdings zeigt die TecPart-Umfrage auch, dass für rd. ein Drittel der Unternehmen Kurzarbeit derzeit ein Thema ist. Für rd. 35% der Unternehmen sind Finanzierungsbedingungen und die Liquiditätssituation bereits heute eine starke bis sehr starke Herausforderung, die auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnte. Mehr als 50% der Unternehmen sehen das Verhalten ihrer Kunden durch unzuverlässige Abrufe als starke bis sehr starke Herausforderung.