29.08.2023 Neuer Klebstoff aus altem Kunststoff
In einem Projekt zum chemischen Recycling beschäftigt man sich am Kunststoff-Zentrum SKZ gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM mit einer Methode, die für den Mittelstand erschwinglich ist, da sie auf bestehende Maschinentechnik zurückgreift.
Ein kürzlich gestartetes Forschungsprojekt hat zum Ziel, auch thermisch geschädigte Kunststoffe über chemisches Recycling der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Das Material der Wahl ist PET, welches im mechanischen Recycling bereits sehr gut etabliert ist. Über die allseits bekannten Flaschen und aufgrund des zugehörigen Pfandsystems in Deutschland liegt hier meist sortenreines Material vor, welches bereits zum großen Teil effizient rezykliert wird. Das Projekt RezyBond will sich den PET-Fraktionen widmen, die durch mehrere Recycling-Durchgänge zu stark gealtert sind oder gar nicht in diesem (Flaschen-) Kreislauf landen, wie z.B. sonstige PET-Verpackungen.
Das Besondere an dem Verfahren ist, dass das chemische Recycling in diesem Fall auf einem Standard-Doppelschneckenextruder durchgeführt wird. Ziel ist es, ein kontinuierliches, reaktives Recyclingverfahren von PET-Rezyklaten zu Polyesterpolyolen zu entwickeln. Diese dienen dann wieder als chemisches Ausgangsmaterial. Die gewonnenen Polyole dienen als Grundstoff für verschiedenste technologische Gebiete, wie z.B. Klebstoffe oder auch Lacke. Im Projekt sollen diese als Ausgangsstoffe für Klebstoffformulierungen eingesetzt und somit direkt in eine Anwendung überführt werden. Geplant ist ebenfalls eine Demonstratoranlage am SKZ, um interessierten mittelständischen Unternehmen das Verfahren zugänglich zu machen.
Mechanisches Recycling ist inzwischen eine etablierte Technologie. Leider liegen die zu rezyklierenden Kunststoffe meist nicht sortenrein vor. Die Konsequenz sind Rezyklate, die aus einem Gemisch verschiedener Kunststoffe bestehen – und damit einhergehende Einbußen an Materialeigenschaften. Die Folge ist oftmals ein Downcycling, also die Verwendung dieser Rezyklate in anderen (minderwertigeren) Anwendungen. Hinzu kommt eine gewisse Schädigung des Materials mit jedem Recyclingzyklus, welche ebenfalls die Eigenschaften der Kunststoffe negativ beeinträchtigt. Um auch diese beiden Fälle in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren, gilt chemisches Recycling als Lösungsmöglichkeit. Hier werden die Polymere bis zu ihren Grundstoffen abgebaut, um anschließend unter geringem Einsatz neuer Rohstoffe ohne Qualitätseinbußen wiederverwertet zu werden. Nachteil, insbesondere für den Mittelstand, sind die hohen Investitionen in die Technologie. Chemisches Recycling gilt jedoch als wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Kreislaufwirtschaft. Geplante Investitionen der Großindustrie in Höhe von 9,8 Mrd. Euro bis 2030 in chemische Recyclingtechnologien unterstreichen dies.