08.06.2020 Modulare Kunststoffdichtung
Das neue Dichtungskonzept von Freudenberg Sealing Technologies kombiniert einen klassischen Radialwellen-Dichtring mit einem Kunststoffträger. Dadurch ist eine langzeitstabile Abdichtung künftig – verglichen mit einem Metallträger – deutlich günstiger herzustellen und einfacher zu montieren.
Einen Kuchenteig kneten, eine Suppe pürieren oder einen Smoothie mixen: Die meisten Menschen nutzen dafür ein elektrisches Küchengerät. Die Lebenserwartung des Geräts hängt wesentlich davon ab, wie gut die Dichtung am Austrittspunkt der Antriebswelle das Innenleben vor dem Eindringen von Lebensmittelresten oder Spülwasser schützt. Dichtungen aus hochwertigen Elastomeren oder dem Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE) vereinen geringen Verschleiß mit sehr guter Langzeitstabilität gegen Leckage. Um eine solche Dichtung über einen langen Zeitraum in Form zu halten, war bislang ein Träger aus Metall die optimale Lösung. Freudenberg Sealing Technologies ist es nun gelungen, ein modulares Dichtungskonzept mit einem Kunststoffträger zu entwickeln, der die spezifischen Anforderungen an die Langzeitstabilität ebenso gut erfüllt wie ein Metallträger. Es hat drei wesentliche Vorteile, das Metall durch Kunststoff zu ersetzen: Erstens fallen die Kosten geringer aus, ein wichtiger Faktor in dem sehr preissensiblen Markt für Küchen-Kleingeräte. Zweitens erlaubt das modulare Konzept von Freudenberg die Integration weiterer Komponenten, etwa zur Wellenlagerung. Und drittens besteht das Gehäuse eines Elektro-Kleingeräts i.d.R. ebenfalls aus Kunststoff, was die Befestigung des Dichtungsträgers vereinfacht.
Die Grundidee der Ingenieure ist simpel: Sie entkoppeln konstruktiv den aus einem inneren und einem äußeren Ring bestehenden Kunststoffträger vom Dichtring. Der Träger – ein Spritzgussteil – lässt sich exakt auf die Einbausituation im Gerät abstimmen. Damit muss keine Rücksicht mehr auf die Rotationssymmetrie genommen werden. Der Träger kann aus dem gleichen Kunststoff bestehen, der auch für das Gehäuse Verwendung findet, sodass es bei Wärmeeintrag nicht zu unterschiedlicher Ausdehnung der Bauteile kommen kann. Der Dichtring wiederum kann je nach Anforderungsprofil aus dem erprobten Freudenberg-Portfolio ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen Ringdichtungen aus Elastomer mit und ohne Profil, PTFE oder Vliesstoffen, jeweils aus unterschiedlichen Materialmischungen. Das Einlegen der Dichtung in den Außenring erfolgt automatisiert. Der Träger kann auf Wunsch auch weitere Komponenten wie Gleit- oder Kugellager aufnehmen, die ebenfalls automatisiert montiert werden. Anschließend wird der Innenring entweder eingeclipst, sodass eine formschlüssige Verbindung entsteht, oder die beiden Ringe werden per Ultraschallschweißen dauerfest verbunden. Für die Zukunft arbeitet man an einer weiteren Lösung, bei der der Dichtring direkt mit einem Thermoplast umspritzt wird.
In ausführlichen Versuchsreihen konnte man nachweisen, dass der Kunststoffeinsatz in dem für Elektro-Kleingeräte ausreichenden Temperaturbereich von -25 bis +90 °C keinerlei Nachteile hinsichtlich der Langzeitstabilität aufweist. Die modularen Kunststoffdichtungen eignen sich nicht nur für Küchengeräte, sondern auch für viele andere elektrische Helferlein, über die ein moderner Haushalt verfügt: z.B. für einen Akkuschrauber oder eine Drohne, in der jedes Gramm eingespartes Gewicht zählt. Auch die Radwellen eines Mähroboters lassen sich mit der Kunststoffdichtung sicher gegen Feuchtigkeit und Graspartikel abdichten. Ein namhafter Hersteller nutzt seit Januar 2020 die Dichtungen im Serieneinsatz mit einer Stückzahl von rund einer halben Million pro Jahr. Bei akkubetriebenen Geräten können aufgrund des modularen Konzepts besonders reibungsarme Dichtringe eingesetzt werden, die den Energiebedarf verringern und damit die Betriebsdauer des Akkus verlängern.