15.08.2019 Deutsche Kautschukindustrie mit Rückgängen
Die Kautschukindustrie bekommt nach Informationen des wdk die Produktionsschwäche bei Pkw zu spüren. Auch andere exportorientiere Absatzbranchen spüren die globalen Handelskriege.
Fast 80 % des Branchenumsatzes wird im Automotive-Sektor generiert und die Mehrzahl der Mitgliedsunternehmen des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) sind im Bereich der Automobilzulieferung aktiv. Insofern spiegelt sich das aktuell niedrige Fertigungsniveau im Branchenumsatz wider, der nach den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich unter dem Vorjahreswert liegt. Ein Volumen von 5,52 Mrd. € bedeutet ein Umsatzminus von 7,4%. Im Inland ist der Umsatzrückgang fast zweistellig. Das Minus der deutschen Fahrzeugproduktion beträgt nach sechs Monaten 12,5%. Da auch die internationale Nachfrage – insbesondere von Seiten des größten Nachfragemarktes China – keine positiven Impulse setzte, kann das Exportgeschäft die schwache Inlandsnachfrage nicht kompensieren. Seit dem 2. Quartal 2019 zeigen sich im gesamten verarbeitenden Gewerbe in Deutschland – insbesondere in den vielen exportorientierten Industriezweigen – die negativen Auswirkungen der globalen Handelskonflikte. Diese fallen hier zwar bei Weitem nicht so deutlich aus wie bei den Kfz-Zulieferern, aber sind dennoch spürbar. Von der zunehmenden Nachfragezurückhaltung für deutsche Kautschukprodukte ist zur Jahresmitte ein Großteil der restlichen Branchenumsätze betroffen. Lichtblicke gebe es hingegen im Bausektor, bei verbrauchernahen Produkten und bei den Anbietern, die außerhalb des Automobilsektors Spezialanwendungen und Nischenprodukte anbieten.
Typisch für mittelständische Betriebe im Allgemeinen und für die Kautschukindustrie im Besonderen halten die Unternehmen trotz schwacher Nachfrage, sinkender Produktion und zurückgehender Kapazitätsauslastung nach Möglichkeit ihre Arbeitskräfte. Für die Branche ist per Ende Juni mit 75.400 Beschäftigten lediglich ein Minus von 0,1 % zu verzeichnen. Ausschlaggebend hierfür ist zum einen, dass Fachkräfte rar sind und daher mit allen Mitteln gehalten werden. Zum anderen stehen die Unternehmen vor hohen Anforderungen an ihre strategische Ausrichtung durch sich rasant verändernde Rahmenbedingungen, was z.B. die Mobilität betrifft.
Der Ausblick und die Erwartungen der Branche an die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr 2019 sind beim wdk eingetrübt. Im August sank das Geschäftsklima der Branche insgesamt in den negativen Bereich. Immer mehr Unternehmen werden von der konjunkturellen Schwäche erfasst. Das führt zunehmend zu Kurzarbeit, nachdem Zeitarbeit, Arbeitszeitkonten und Urlaubstage mittlerweile als Flexibilitätspuffer aufgebraucht sind.