
Eröffnung des neuen Compoundiertechnikums (Foto: Dr. Stefan Albus)
12.03.2025 60 Jahre IKT
Im Februar feierte das Institut für Kunststofftechnik (IKT) „Sechs Jahrzehnte Kunststofftechnik in Stuttgart“. Diesem Anlass wurde ein Tag des alle zwei Jahre stattfindenden Kunststoffkolloquiums gewidmet: Gemeinsam mit der Eröffnung eines neuen Rheometrie-Labors und eines neuen Compoundier-Technikums auf dem Campus der Universität Stuttgart, einem der beiden Standorte des Instituts.
Am Präsenzteil des Kolloquiums nahmen ähnlich viele Besucher:innen wie letztes Mal teil. Die Tagung bot neben wissenschaftlichen Vorträgen auch eine spannende Podiumsdiskussion über die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen. Die Eröffnungs-Zeremonie wurde durch eigene Vortragssessions zu den Themen „Rheometrie für die Praxis“ und „Compounding – Schlüssel zu neuen Kunststoffen“ sowie durch ein „Open House“ ergänzt. Neben dem Computertomographen, mit dem die IKT-Mitarbeitenden z.B. Strömungsverhältnissen in Kunststoffschmelzen auf die Spur kommen, war auch das Roboterpärchen „James“ und „Maid“ zu sehen. Sie haben live eine Werkstoffprobe per Luftultraschall untersucht – zerstörungsfrei und – wegen der damit verbundenen technischen Herausforderungen – vor einigen Jahren noch eine undenkbare Vorstellung.
Als die beiden Institute, die später zum heutigen IKT zusammengelegt wurden, gegründet wurden, waren die Kunststoffe, mit denen wir heute unseren Alltag gestalten, noch relativ neu. Für viele war damals schnell klar: Diese Werkstoffe sowie die Maschinen und Prozesse zu ihrer Verarbeitung müssen auch technikwissenschaftlich erforscht werden. So sollte in Bad Canstatt 1963 ein Lehrstuhl für Werkstoffkunde der Metalle und Kunststoffe in der Materialprüfanstalt (MPA) eingerichtet werden, aber der designierte Leiter, Professor Wintergerst, konnte einen eigenständigen Lehrstuhl "heraushandeln", der kurz darauf in „Institut für Kunststoffkunde und Kunststoffprüfung (IKP)“ umbenannt wurde. Nur wenig später kam auf Betreiben der Firma Werner & Pfleiderer, heute Coperion, ein eigenes „Institut für Kunststofftechnologie“ hinzu (auch bereits IKT abgekürzt). Vieles von dem, was heute ganz selbstverständlich in den Lehrbüchern der Kunststofftechnik steht, wurde in Stuttgart entdeckt, erforscht oder (weiter-)entwickelt.
Das Institut beschäftigt sich nicht nur mit „klassischen“ Verarbeitungsmethoden und Kunststoffen, sondern richtet den Blick verstärkt insbesondere auch auf Biokunststoffe, deren Compoundierung und Verarbeitung. Auch dem stofflichem Kunststoff-Recycling widmet das Institut viel Zeit und Arbeit. In Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, den Kohlenstoff in Kunststoffen, ob fossilbasiert oder aus nachwachsenden Rohstoffen, so lange wie möglich im Kreislauf zu halten. Das geht nur, wenn diese Werkstoffe nach ihrem Einsatz wieder weitgehend auf das Niveau von Neuware gehoben werden. Hier ist noch viel Forschung erforderlich.