Wir sollten umziehen

(Bild: AdobeStock_peerawat)

11.03.2025 Wir sollten umziehen

von Karl-Friedrich Berger (ISGATEC GmbH)

Wenn ich die täg­lichen Nachrichten höre bzw. lese, gruselt es mir. Die Themen wiederholen sich in Endlosschleife: Steigende Inflation, wachsende Bürokratie, neue Regulierungen, viel zu hohe Energiepreise, Facharbeitermangel, sehr hohe Steuer- und Abgabenlast, internationaler Protektionismus, insgesamt sinkende Nachfrage etc. All diese Nachrichten sind verbunden mit der Aufforderung, dass sich „was ändern muss“. Die Frage ist nur, wie?

Nüchtern betrachtet haben wir als Unternehmen im Dichten. Kleben. Polymer.-Bereich zwar nur wenig Einfluss auf die Weichenstellungen bei den genannten Themen. Es bleibt aber dennoch die Frage nach dem „Wie“. Können wir gar nichts anderes tun, als uns klagend in unser Schicksal zu ergeben? Natürlich können wir etwas tun, und zwar indem wir in unseren eigenen Unternehmen anfangen und sie auf die Zukunft und die Veränderungen vorbereiten. Das kann mit einem einfachen Gedankenspiel beginnen: Stellen Sie sich vor, Sie müssten mit Ihrem Unternehmen umziehen. Was ist dabei alles zu berücksichtigen? Was kommt mit und was kommt in den Abfall-Container, den Sie schon mal bestellt haben? Sie durchforsten ihren Maschinenbestand, Schränke und Schubladen. Und was finden Sie dort mit hoher Wahrscheinlichkeit? Lexika, Wörterbücher, alte Fachbücher, 20 Jahre alte Schulungsunterlagen, veraltete Formulare und Drucksachen, Stempel… Für diese analogen Beispiele gibt es oft auch digitale Entsprechungen. Sie beginnen damit, sich von all diesen Dingen zu trennen und wundern sich danach, wie herrlich leer Ihr Schrank, Ihre Schublade und Ihr Rechner werden. Es ist gefühlt der erste Akt der Befreiung. Der nächste kommt mit der Beantwortung der Frage, ob Sie all die Schränke, Ablagen, Stühle noch benötigen? Wieviel Arbeitsraum brauchen Sie und Ihr Team? Ist der fest oder brauchen Sie mehr Flexibilität? Sie beginnen an dieser Stelle, alles Bisherige infrage zu stellen. Nach dieser Prozedur wissen Sie zwar nicht, was in Zukunft kommt, doch ich denke, unser Wunsch nach Planbarkeit kann auch in den Abfall-Container. Wir haben jetzt aber bei jedem Schritt in die unternehmerische Zukunft – und ich glaube, wir werden die nächsten Jahre in der Anpassung an volatile Rahmenbedingungen weite Wege gehen müssen – weniger Ballast an den Hacken.

Eine solche „Aufräumaktion“ wäre doch auch auch volkswirtschaftlich ein guter Ansatz, oder? Von welchen Regelungen, Organisationsanweisungen, Vorgaben, Gesetzen würden wir uns trennen, wenn wir irgendwo nach einem Umzug neu anfangen? Die Zäsur wäre gravierend, zeigt sich doch, dass es sich mit einer steigenden Anzahl an Gesetzen und Verordnungen nicht besser, friedlicher, sozial gerechter, und sicherer leben lässt – im Gegenteil. Die Unzufriedenheit nimmt zu und wir wissen in vielen Lebenslagen und auch bei vielen unternehmerischen Entscheidungen nicht mehr, ob wir das „Richtige“ oder nur das „Gewohnte“ tun. An dieser Stelle könnte der „gesunde Menschenverstand“ ein sinnvolles Regulativ sein. Allerdings minimieren die zunehmende Anzahl an „Regelwütigen“ sowie die wachsende Verlagerung des Verstandes ins Digitale die Freiräume, in denen der gesunde Menschenverstand Wirkung entfalten kann.

Also, was machen wir 2025? Wir ziehen gedanklich um – zunächst mit dem eigenen Unternehmen – und dann können wir darauf aufbauend Impulse geben, was für einen „Umzug“ der deutschen Industrie – und hier speziell von Unternehmen, die sich mit Dichten. Kleben. Polymer.-Themen beschäftigen – wichtig wäre. Und so starten wir den Weg in die Zukunft erst mal mit weniger Ballast und schaffen damit mehr Raum für Entwicklung und Selbstverantwortung. Ich bin gespannt auf die Perspektiven, die sich daraus ergeben. Packen wir es an.

Karl-Friedrich Berger
„Schon ein Umzug im Kopf eröffnet Freiräume und Kapazitäten für die Bewältigung kommender Aufgaben.“ Karl-Friedrich Berger

Lösungspartner

ISGATEC GmbH

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb