12.06.2023 „Wenn Kleben auf 3D-Druck trifft“
Jedem pastösen Klebstoff, der in Kartuschen verpackt wird, ist eine Düse beigepackt – meist eine Runddüse, wie man sie auch von dem bekannten Sanitär-Silikon her kennt. Für DIY-Anwendungen mag das noch ok sein, vielleicht sogar für kleinvolumige Reparatur- Anwendungen im Handwerk, für den handwerklich oder gar den industriellen Gebrauch reicht das jedoch nicht. Hier braucht man Auftragsdüsen, die der Anwendung und der Auftragsgeometrie angepasst sind.
Was meine ich damit? Das will ich gerne an einem Beispiel erklären: Vor etwa 50 Jahren sah ich bei einem altgedienten Anwendungstechniker eine normale Runddüse, über die er ein durchbohrtes Gummistück gestülpt hatte. Warum? Damit brachte er den Dichtstoff ein. Das abschließende Gummistück baute Gegendruck auf und so wurde die Fuge luft- und lunkerfrei verfüllt. Parallel dazu wurde die Oberfläche geglättet – alles in einem Arbeitsgang…genial, ich bin heute noch begeistert! 30 Jahre später war ich mit dem Problem konfrontiert, die Isolierung riesiger sphärischer LNG-Tanks abzudichten. Ein Nacharbeiten wie z.B. abschließendes Glätten hätte weiteres Personal auf dem Gerüst bedeutet. Die alte Idee – was ein Glück, dass die Begeisterung so lange angehalten
hat – gedanklich übertragen auf einen durchbohrten Gummiblock, der auf eine große Düse aufgesteckt wurde und schon waren die sehr breiten und sehr tiefen Fugen luftfrei verfüllt und ergaben eine herzeigbare Oberfläche ohne nachträgliches Glätten. Das ist „Old School“ – zugegeben. „Und es geht heute besser“ – keine Frage. Das liegt u.a. an der möglichen Herstellung von jobgerechten
Auftragsdüsen per 3D-Druck. Während herkömmliche und in großer Stückzahl eingesetzte Auftragsdüsen im Spritzguss-Verfahren hergestellt werden, ist das für Sonderdüsen nicht so einfach. Die Kosten für ein Spritzgusswerkzeug und die i.d.R. geringe Stückzahl stehen sich im Wege. Das Problem löst sich beim 3D-Druck. Klar, die Düse muss entwickelt und konstruiert werden, aber die aufwändige Herstellung des Werkzeugs entfällt in der additiven Fertigung. Ganz gleich, ob man Düsen mit mehreren Auslassöffnungen für den Auftrag von mehreren Klebstoffraupen nebeneinander
oder Breitschlitzdüsen für den Flächenauftrag benötigt. Oder ob die einen Auftrag „um die Ecke herum“ erlauben oder solche, die für eine sichere Spaltverfüllung bei gleichzeitigem Abstreifen der überschüssigen Menge gebraucht werden etc. Es ist unglaublich, was mit diesen additiv gefertigten Düsen möglich ist. Ja, Begeisterung für passende Düsen kann lange anhalte und manchmal
immer wieder anstecken.
„Die Bedeutung der optimalen Düsen für den Klebstoffauftrag wird in der Praxis häufig unterschätzt – dabei sind passende Düsen so einfach herzustellen.“ Thomas Stein, Inhaber, IMTS Interims Management