26.09.2018 Weder schwarz noch weiß
Nicht erst seit dem Dieselskandal, der sowohl von der Politik als auch den Automobilherstellern nach wie vor nicht sauber aufgearbeitet ist, werden die Verbraucher massiv in Richtung Elektroautos gedrängt, wohl wissend, dass in dieser Technologie entscheidende Fragen nicht geklärt sind.
Wo kommt der Strom her, wo und wie wird er erzeugt? Wie konstant ist die Stromversorgung (insbesondere nach Abschaltung unserer Atomkraftwerke ohne Not!? Wie werden Leistungsspitzen der Solar- und Windkraftanlagen abgefangen, wo und wie wird zwischengelagert? Wo werden Schnell-Ladestationen installiert, gewartet…, denn eine Ladezeit von > 1 Stunde ist nicht zumutbar? Wie viele Ladestationen benötigen wir? Wie groß ist die Reichweite der aktuellen und kommenden Fahrzeugen und wie passt dies zu unserer gewohnten Mobilität? Wie hoch ist die Sicherheit der Fahrzeuge und der Batterielagerung?
Was wird mit den „alten Batterien“ – deren Rohstoffen gemacht, welche Art von Recycling gibt es? etc. Diese und viele andere Fragen wirft die derzeitige einseitige Fokussierung auf die Elektromobilität auf. Grundsätzliche Fragen, ob wir unsere jetzige Mobilität mit ihrem hohen Anteil an Individualverkehr überhaupt elektrifizieren können oder, ob das sinnvoll ist, werden nur noch am Rande gestellt. Vielleicht ist aber auch die Schwarz-Weiß-Betrachtung der Elektromobilität das Problem. Sie mündet für mich in die zentrale Frage, ob die weitreichende Elektrifizierung von Pkw nicht eine Übergangstechnologie ist und wir uns eine bessere überlegen sollten. Schon lange gibt es die Technik der Gasantriebe auch für KFZ. In Deutschland gibt es ca. 900 Tankstellen. Die ersten Passagierschiffe werden ab 2019 mit Gas angetrieben. In diesem Bereich gibt es viele gesammelte Erfahrungen und es wird sich zeigen, ob die Ängste vor den Tanks und deren Explosion technisch nicht in den Griff zu bekommen sind. Ein ähnliches Bild, mit vergleichbaren Ängsten, ergibt sich im Bereich der Wasserstoffantriebe. Zugegeben ein Tank, der mit 700 bar unter Druck steht, ist eine Herausforderung, aber auch diese Problematik ist erkannt und sicher lösbar. Wenn man bedenkt, dass seit den 90er Jahren Automobilhersteller die Brennstoffzellentechnik, den Wasserstoffantriebgetestet, dies aber zunehmend wieder vernachlässigt haben, kann man nur frustriert sein, denn die ganze Abgasdiskussion hätte ein positives Ende, da lediglich Wasserdampf aus den Auspuffanlagen strömt. Ein namhafter Dichtungshersteller betreibt seit fast 20 Jahren Forschung zur Optimierung der hier benötigten Dichtungen. Dies zeigt auch, dass Lösungen vorhanden sind. Klar ist, dass die KFZ-Hersteller nur begrenzte Ressourcen für die Entwicklung neuer Antriebskonzepte und nicht alle Entwicklungsaufwändungen in eine Richtung lenken können und wollen. Aber ganz schlecht wird es dann, wenn fachunkundige Politiker Richtungen vorgeben und durch massive Förderungen eine einseitige Fortentwicklung unterstützen. Würde man es „dem Markt“, uns als Verbraucher überlassen, würden aus meiner Sicht insgesamt bessere Entwicklungen möglich sein. Meine Prognose: Die Hybridtechnik und damit die Elektro-Gas- oder Elektro-Brennstoffzellen-Technik hat für Langstreckenfahrzeuge oder z.B. Schiffe das größte Potenzial. Was ich damit sagen will, wir brauchen kein schwarz oder weiß sondern einen sinnvollen Mix, der die größtmögliche wirtschaftliche und ökologische Flexibilität für unsere Mobilität ermöglicht. Ohne Konzept und derzeit tragfähige Alternativen ist darüber hinaus die Verteufelung der aktuellen Diesel- und Benzinantriebe kontraproduktiv und durch viel Aktionismus geprägt. Dass in Städten einzelne Straßen für bestimmte Diesel gesperrt werden, aber gleichzeitig schwerölbetriebene Schiffe in den Standhafen einfahren, ist dann nur noch lächerlich. Wir müssen Alternativen denken, verantwortungsvoll handeln und uns nicht von schwarz oder weiß manipulieren lassen.