29.10.2021 Was müsste ein „Kochrezept“ für erfolgreiches Kleben können?
Gedanken zur ganzheitlichen Digitalisierung als Basis für ein effektives Qualitätsmanagement
Kleben ist komplex und die Komplexität wird für Unternehmen, die diese Technologie einsetzen, zunehmen. Dies fällt meist dann auf, wenn die Unternehmen auf bestehende Detaillösungen zurückgreifen, um sich das Kleben einfacher zu machen. Dann wird deutlich, dass ein computergestütztes ganzheitliches „Kochrezept für das erfolgreiche Kleben“ bisher fehlt.
Aufgrund der hohen Komplexität und Integration der verschiedensten Fachbereiche hat die Klebtechnik als Crossover-Verbindungstechnik einen besonderen Stellenwert. Hier spielen nicht nur die verwendeten Materialien, ihre Eigenschaften, inkl. ihres Alterungsverhalten, sondern auch mechanische Verbundeigenschaften sowie branchenspezifische Rahmenbedingungen (Automotive, Medizin, Luft-/Raumfahrt, Lebensmittel, Schienenfahrzeug, Chemie, Marine etc. ) und damit verbundene Umgebungs- bzw. Umwelteinflüsse, den Einsatz betreffend, eine wichtige Rolle. Aufgrund der unendlich großen Palette unterschiedlicher Materialkombinationen – es gibt alleine auf dem deutschen Markt zigtausend unterschiedliche Klebstoffe, von den Fügepartnern mitsamt deren Oberflächeneigenschaften ganz zu schweigen – ergibt sich die Herausforderung, jeweils die passende Lösung auszuwählen. Und die ganze Sache wird umso komplexer, wenn man sich die gesamte Prozesskette anschaut – beginnend bei der Herstellung der Einzelmaterialien über die Oberflächenvorbehandlungsmöglichkeiten, die Applikation und den Füge- und Festigungsprozess bis hin zum Recycling.
Es gleicht einem Puzzle mit sehr vielen Kombinationsmöglichkeiten, die sich zudem auch noch gegenseitig stark beeinflussen. Daher ist eine iterative Herangehensweise meist unabdingbar. Im Übrigen gibt es in der Klebtechnik nicht zuletzt deswegen auch selten „DIE eine Lösung“. Hier gilt auch das Motto: „Fragt man drei „Kleber:innen“, erhält man fünf verschiedene Antworten.“
Erschwerend kommt hinzu, dass ein geklebtes Produkt nicht zu 100% zerstörungsfrei prüfbar ist („spezieller Prozess“ nach ISO 9001). Man kann also ein Klebergebnis letztlich nur in der Anwendung selbst testen, wobei bei einer unzureichenden Klebqualität der Verbund im Belastungsfall frühzeitig oder – vielleicht sogar unerwartet – plötzlich versagt. Da das Kleben als Zukunftstechnologie immer breiter eingesetzt wird und dieser Trend anhalten wird, kommt dem Thema Qualitätssicherung eine zentrale Bedeutung zu.