10.03.2020 Warum man sich mit Dichtungswerkstoffen beschäftigen sollte
Impulse des Werkstoffforums 2019
Warum sind wir heute hier? Dies war die Frage, mit der das Werkstoffforum eröffnet wurde. Die Antworten waren so vielschichtig wie die Auswahl eines geeigneten Werkstoffes in der Praxis.
Dichtungslösungen sind Werkstofflösungen – diese einfache Formel hört man immer wieder. Doch was ist dran an dieser Formel? Vieles, aber längst nicht alles. Wer nur die Dichtung – und hier den Werkstoff – fokussiert, ignoriert die notwendige ganzheitliche Betrachtung der Dichtstelle für eine optimale Lösung. Allerdings zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, dass steigende Anforderungen in allen Branchen vielfach mit Werkstoff- und Compound-Entwicklungen gelöst werden und weniger konstruktiv.
Bei der Betrachtung von Schadensfällen und bei den vielen vorgestellten Lösungsansätzen sollte man sich grundsätzlich von dem Gedanken verabschieden, eine Dichtung sei ein C-Teil. Viel zu hoch ist die Bedeutung moderner Dichtungen und ihrer Werkstoffvielfalt für Lösungen im Rahmen aktueller Trends in der Industriegesellschaft. Mit dieser Bedeutung wächst auch der Bedarf an Fachwissen und Lösungspartnern, denn die Menge an Werkstoffen und die immer spezielleren Rahmenbedingungen für den Einsatz von Dichtungen sprechen eindeutig gegen eine simple Beschaffung eines C-Teils. Deshalb waren sicherlich einige der rd. 50 Teilnehmer des Forums gekommen. Zumal aktuelle ISGATEC-Umfragen zeigen, dass die Dichtungswerkstoffauswahl in der Praxis durchaus problematisch ist und oft der Überblick über die Möglichkeiten fehlt. Glaubt man, diesen Überblick zu haben, stellt sich die Frage, welche Informationen stimmen und welche „Fake“ sind. Dass PTFE nicht gleich PTFE ist, sollte bekannt sein und diese Aussage gilt für alle Werkstoffe. Da hilft in der Praxis nur eine genaue Spezifikation auf der Grundlage eines vollständigen Anforderungskataloges. Gleiches gilt für die Aussagen von Datenblättern. Verschiedene Referenten wiesen darauf hin, diese bitte nur als Richtwerte zu verstehen und die Daten im Projekt genau zu verifizieren. Auch wurde immer wieder auf die Bedeutung der frühzeitigen Kommunikation zwischen Anwender und Lösungspartner hingewiesen, um in immer kürzeren Projektzeiträumen die optimale Lösung zu ermitteln. In diesem Kontext wurden – quer über alle Dichtungswerkstoffe – Entwicklungen und Projekte vorgestellt. Diese waren die Basis für einen regen Meinungsaustausch. Auch deshalb waren die Teilnehmer hier.
„Da Standard immer seltener die Lösung ist, werden heute immer mehr Dichtungslösungen aus Multilayern mit bis zu fünf Schichten realisiert.“ – Richard Gisler, Geschäftsführer, Tec-Joint AG Zitat Gisler
„Dichtungslösungen und ihre Werkstoffe stehen immer im Kontext zu den für den jeweiligen Einsatzfall geltenden Anforderungen. Das erfordert viel Know-how bei der Dichtungsentwicklung, der Produktauswahl, aber auch beim Nachweis ihrer Leistungsfähigkeit.“ – Wolfgang Abt, Produktmanagement / Anwendungstechnik, Klinger GmbH Zitat Abt