Technische Kunststoffe, Klima und Kreislaufwirtschaft

Mittels Micro-Contact-Printing hergestellte strukturierte Oberflächenschicht (Bild: IMP)

11.10.2022 Technische Kunststoffe, Klima und Kreislaufwirtschaft

Nachhaltigkeitsoptionen für Polymere in (High-)Tech-Anwendungen

von Dr. Arno Maurer (OST – Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Mikrotechnik und Photonik), Professor Dr. Jens Ulmer (OST – Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Mikrotechnik und Photonik), Professor Daniel Schwendemann (OST – Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Mikrotechnik und Photonik)

Ohne Kunststoffe geht es nicht, doch die Anforderungen an einen nachhaltigen Einsatz im Sinne einer Kreislaufwirtschaft steigen. Hier ist man mitten in der Entwicklung – ein Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion und Lösungsansätze.

Plastik heute: ein globales Experiment
Kunststoffe sind mit ihrem seit 70 Jahren steil zunehmenden Verbrauch beispiellos im Vergleich zu anderen Materialien. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei Innovationen und haben zur Entwicklung unserer modernen Gesellschaft maßgeblich beigetragen. Derzeit werden jährlich etwa 380 Mio. t Kunststoffe produziert, die zum Großteil nach kurzer Zeit wieder entsorgt werden müssen. Bis 2015 ergab dies global insgesamt etwa 6,3 Mrd. t Plastikabfälle, von denen 79% weder verbrannt noch recycelt wurden, d.h. sich in der Umwelt befinden. Diese Zahl würde sich bis 2050 auf 12 Mrd. t erhöhen, falls die gegenwärtigen Trends bei der Produktion und Entsorgung unverändert bleiben [1]. Faktisch befinden wir uns also mitten in einem globalen Experiment, bei dem sich derzeit Milliarden Tonnen Plastik über alle terrestrischen Ökosysteme verteilen und anreichern, da die hohe Beständigkeit von Kunststoff eine Rückführung in natürlich Kreisläufe verhindert. Dringend gefragt sind daher internationale, maßgeschneiderte und wirksame Strategien für unseren Umgang mit Kunststoff.

Prognosen und Szenarien werden konkreter
Der entsprechende Diskurs hat mittlerweile Fahrt aufgenommen [2] und eine hilfreiche Sachlichkeit erreicht, indem belastbare Zahlen erarbeitet und als Grundlage für Entscheidungen in der Politik und Wirtschaft genutzt werden. Selbst Umweltschutzorganisationen wie der NABU kommen zu dem Schluss, dass Kunststoffe sinnvoll genutzt werden müssen [3] und hinsichtlich ihrer Klimabilanz oft besser sind als Papier, Glas oder Metalle. Die durch den Einsatz von Kunststoff bisher entstandenen Auswirkungen können zunehmend genau beziffert werden; schwierig ist jedoch nach wie vor deren exakte Voraussage, da die weitere Entwicklung von der erfolgreichen Umsetzung der erzielten Übereinkünfte und Maßnahmen abhängt. Eine aktuelle Veröffentlichung der OECD prognostiziert eine Verdreifachung der weltweiten Kunststoffabfälle bis 2060 [4]. Die Auswirkung verschiedener Szenarien, vom „business as usual“ bis zu einer Net-Zero-Strategie bis 2040, stellt eine von „The Pew Charitable Trusts“ initiierte Studie [5] vor, deren Ergebnisse aktuell in die Praxis transferiert werden [6], und die auch die dazu notwendigen Interventionen definiert.

Lösungspartner

OST – Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Mikrotechnik und Photonik
OST – Ostschweizer Fachhochschule, Institut für Mikrotechnik und Photonik

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung