08.09.2023 „Richtig kleben ist nachhaltig“
Immer wieder liest und hört man: „Kleben ist nicht nachhaltig“ oder „Geklebte Bauteile sind nicht nachhaltig“. Ich widerspreche und sage „geklebte Bauteile sind dann nachhaltig, wenn sie richtig geklebt sind.“ Was meine ich damit?
Falsch ausgeführte Klebungen sind – wie jede falsch ausgeführte Verbindung – natürlich nicht nachhaltig. Denken wir nur an schlecht bis gar nicht vorbereitete Klebflächen, an konstruktionsbedingt überlastete Klebungen, an unsachgemäß aufgetragene Klebstoffe usw. Die Klebung hält nicht, das geklebte Bauteil versagt und wird entsorgt – Verschwendung in ihrer reinsten Form. Doch angenommen die Konstruktion ist klebgerecht, das Material der Klebflächen ist richtig ausgewählt und dimensioniert sowie auf die Verklebung hin vorbereitet, also temperiert, gereinigt, vorbehandelt usw., der Klebstoff ist richtig ausgewählt, richtig verarbeitet, die Klebung bis zur Handling-Festigkeit in Position gehalten – dann sind die optimalen Voraussetzungen für eine dauerhafte und damit nachhaltige Klebung gegeben. Und damit sind aus klebtechnischer Sicht die Voraussetzungen für ein langzeitig nutzbares Bauteil oder Produkt gegeben. Beispiele gibt es genug: Denken Sie nur an konstruktive, strukturelle Klebungen, die ein modernes Kraftfahrzeug über mehrere Jahr- zehnte zusammenhalten, oder z.B. an ein strukturell geklebtes Kühlfahrzeug, das mindestens 1 Mio. km läuft – und dann noch weiter verkauft wird. Oder denken Sie an konstruktive Klebungen im Schienenfahrzeugbau, bei denen mit Recht von einer sehr langen Lebensdauer ausgegangen werden
muss. Nachhaltig ist in diesem Kontext nicht nur, was „leicht repariert“ oder getrennt werden kann – das wäre eine zu einseitige Erklärung. Nein, nachhaltig ist auch, was dauerhaft hält, sodass die durch Kleben gefügten Teile und Produkte dauerhaft genutzt werden können denn daspart Kosten, schont die Ressourcen und vermeidet Müll. Ich habe mir vor kurzem einen knapp 40 Jahre alten Audi 100 mit geklebter Frontscheibe angesehen – das Fahrzeug trug die Original-Verglasung, die Klebung war also vier Jahrzehnte alt und verband immer noch die Scheibe mit der Karosserie und leistete damit einen Beitrag zur Stabilität des Gesamtfahrzeugs. Aus meiner Sicht ein schönes Beispiel für Nachhaltigkeit beim oder besser durch Kleben – ach ja: und hübsch anzusehen war das Fahrzeug auch noch.
Die Nachhaltigkeit des Klebens beeinflussen wir durch die Art, wie wir kleben, d.h. wie wir die Technologie zukunftsorientiert und richtig einsetzen, und wie wir geklebte Produkte nutzen. Thomas Stein, Inhaber, IMTS Interims Management