27.11.2017 „Prozessoptimierung wird leider zu oft vernachlässigt“
Ein Schweißtechnik-Hersteller geht in der Klebetechnik neue Wege
Kleben verdrängt zunehmend das Schweißen. Deshalb setzt die Nimak GmbH zukünftig auf beide Technologien. Warum dazu ein eigenes Dosiersystem nötig war und über die weitere Entwicklung im Bereich der Verbindungstechnik unterhielt sich DICHT! mit Dr. Niels Hammer, dem Geschäftsführer des Unternehmens.
Welche Trends führen zu Veränderungen in der Verbindungstechnik und damit zu einem vermehrten Einsatz der Klebtechnik?
Der Haupttrend zum vermehrten Einsatz von Klebetechnik ist im Multimaterialmix zu sehen. Treiber ist hier vor allem die Automobilindustrie. Dort ist es das Ziel, das Gewicht der Karossen signifikant zu senken, um damit den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren und bei Elektroautos die Reichweite zu erhöhen. Dazu werden verschiedenste Materialien kombiniert, die sich nicht mehr mit herkömmlichen Schweißverfahren verbinden lassen. So ist im Premium-Automobilbereich bei den aktuellen Fahrzeuggenerationen schon eine Abnahme der Schweißpunkte festzustellen, während der Auftrag von Kleb- und Dämmstoffen massiv angestiegen ist. Neben der Substitution von Schweißverbindungen durch Klebenähte gewinnt auch die Kombination aus beiden Verfahren immer mehr an Bedeutung. Hierbei haben die Schweißpunkte mehr eine unterstützende Funktion – sie ermöglichen einen sofortigen Weitertransport von geklebten Bauteilen ohne vorherige komplette Aushärtung des Klebstoffes.
Schweißen und Kleben sind ja nun zwei sehr unterschiedliche Technologien. Wieviel Know-how lässt sich vom Schweißen auf das Kleben übertragen?
Technologisch gibt es große Unterschiede, bei der Realisierung von Projekten sind sie dagegen nicht groß. Beide Verfahren finden in der gleichen Umgebung statt – i.d.R. im Karosserie-Rohbau. Hier ist der Lieferant an die gleichen Standards, Lastenhefte, Ausführungsrichtlinien gebunden. Außerdem sind die Anforderungen an die Verfügbarkeit der Anlagen bei identischen Umgebungsbedingungen, die Ersatzteilversorgung und der zu liefernde Service gleich. Beide Technologien werden zum gleichen Zeitpunkt in neue Fertigungsanlagen integriert. Damit können die Montage, die Inbetriebnahme und die anschließenden After-Sales-Maßnahmen von den gleichen Teams durchgeführt werden. Die Verbindungsprozesse an sich sind grundsätzlich verschieden, da ist kein Know-how-Transfer möglich. Übertragen lassen sich allerdings die erlangten Kenntnisse über das zu verbindende Material, wie z.B. Materialeigenschaften und Festigkeiten.
„Das Ergebnis unserer Marktanalyse war, dass Innovationen Mangelware sind und Prozess- und Anlagenoptimierung ein Fremdwort. Die daraus gezogenen Erkenntnisse haben wir in die Entwicklung des eigenen Systems einfließen lassen.“ Dr. Niels Hammer