15.06.2022 „Preis und Klebfestigkeit sind keine ausreichenden Kriterien für die Klebstoffauswahl.“
Ansätze zur praxisgerechten Klebstoffevaluation aus diesem Jahrtausend
Findet man heute mit tradierten Methoden sinnvolle Antworten auf aktuelle Fragestellungen? Für die projektbezogene Auswahl und Bewertung von Klebstoffen wollte Dr. Martin Brandtner-Hafner, Inhaber der Fracture Analytics, diese Frage nicht mit Ja beantworten und plädiert für einen neuen Ansatz.
Vor welchen Herausforderungen stehen Anwendende heute bei der Auswahl und Evaluierung von Klebstoffen?
Brandtner-Hafner: Weltweit stehen mehrere Tausend Klebstoffe der unterschiedlichsten Systeme (PUR, Epoxy, Hybrid, MS-Polymer), Ausführungen (Hotmelt, Klebebänder, UV-auszuhärtende Klebstoffe, anaerobe Klebstoffe, Sprühklebstoffe, Klebdichtstoffe etc.) für B2B- und B2C-Anwendungen zur Verfügung. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Anwendende nach einfachen und unkomplizierten Auswahlkriterien sehnen. Diese sind heute meist die Klebfestigkeit und der Preis – gefolgt von der Verarbeitungszeit, Mischbarkeit (1K/2K) und anderen wirtschaftlichen sowie technisch-chemischen Faktoren. Nun ist es jedoch so, dass oftmals suggeriert wird, dass der Klebstoff mit der höchsten Zugfestigkeit am besten „hält“. Dann gilt es nur noch, den „billigsten“ Klebstoff mit der „höchsten Klebfestigkeit“ zu suchen und schon meint man, seinen idealen Kandidaten gefunden zu haben. Die Praxis zeigt jedoch, dass Preis und Klebfestigkeit keine geeigneten Selektionskriterien für eine qualitative und sicherheitsorientierte Klebstoffauswahl sind. Benötigt werden hierzu empirisch-valide Kennzahlen, die sich an wissenschaftlichen Prüf- und Bewertungsmethoden orientieren und authentisch-solide sowie abgesicherte Ergebnisse liefern.
„In der Praxis haben Anwendende zwar immer mehr Daten, aber wo bleibt die Erkenntnis?“ Dr. Martin Brandtner-Hafner, Inhaber, Fracture Analytics