New Mobility nimmt Fahrt auf

Dichtkonzept für eine PEM-Elektrolyseurzelle (Bild: Freudenberg Sealing Technologies)

21.03.2022 New Mobility nimmt Fahrt auf

Einschätzungen und Entwicklungen zur Entwicklung einer deutschen Schlüsselbranche

von Ulrike Reich (Freudenberg FST GmbH )

Der Wandel hin zu elektrifizierten Antrieben dominiert die Automobilindustrie, aber nicht nur diese. Wir sehen auch in anderen Branchen eine wachsende Nachfrage nach Lösungen für elektrifizierte Antriebe

Das ist ein globales Phänomen, mit unterschiedlichen regionalen Ausprägungen. Aber insbesondere in der Automobilindustrie nimmt die Transformation deutlich an Geschwindigkeit zu. Wir haben verbindliche Aussagen unserer Kunden, dass diese die Produktion von Verbrennern definitiv einstellen werden, natürlich mit unterschiedlichen Enddaten. Die Transformation beschleunigt sich drastisch, vor allem in Europa. Auch in China vollzieht sich der Wandel schneller, wenngleich Europa momentan Vorreiter ist. Zwar wird der Verbrennungsmotor nicht von heute auf morgen verschwinden. Insbesondere aus dem Ersatzteilgeschäft wird noch eine Zeit lang Bedarf für die entsprechenden Dichtungen kommen. Trotzdem bedeutet New Mobility für uns, dass wir verstehen müssen, welcher Anteil unseres Geschäftsvolumens und unseres Portfolios von der Transformation betroffen sein wird.

Eine der größten Herausforderungen, die auch Auswirkungen auf die E-Transformation hat, ist der anhaltende Ressourcen-Mangel. Seit Juli 2021 haben eigentlich alle Unternehmen weltweit massiv mit Unterbrechungen der Lieferketten zu kämpfen. Zunächst war primär die Automobilindustrie betroffen, weil die dringend benötigten Halbleiter plötzlich nicht mehr zur Verfügung standen. Mittlerweile bestehen Lieferengpässe für viele Materialien, Produkte und Dienstleistungen, sodass unsere Kunden und auch Lie-

feranten darauf reagieren müssen. Die Gründe dafür sind eindeutig: Es findet ein Systemund Strukturwandel statt. Chemische Ausgangsstoffe, die wir benötigen, wandern in neue, völlig andere Endprodukte. Ein Beispiel ist FKM. Das ist ein wichtiger Werkstoff für viele Dichtungen, doch ein im Material vorkommendes Monomer wird auch in der Batterie- und Brennstoffzellenfertigung benötigt.

Wasserstoff ist ein wichtiger Player bei der E-Transformation, der auch produziert werden muss. Da sehen wir hohe Bedarfe für unsere Dichtungen, mit denen wir zu einer nachhaltigen Wasserstoffproduktion auf Basis von Sonnen- und Windstrom beitragen. Die Dichtungen sind auf eine automatisierte Produktion ausgelegt und ermöglichen so einen raschen Aufbau großer Produktionskapazitäten, wie sie für den „Green Deal“ benötigt werden. Solche Produktionskonzepte benötigt jedoch Komponenten, die von Anfang an auf eine weitgehend automatisierte Montage ausgelegt sind. Das gilt besonders für die Dichtungen, die für die sichere Medientrennung während der Elektrolyse sorgen. Eine Herausforderung ist dabei schlicht die Bauteilgröße: Zum Einsatz kommen zum Teil Dichtungen mit einem Durchmesser von bis zu 1 m. Das erschwert nicht nur die Handhabung, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die Einbauqualität, damit die Flächenpressung gleichmäßig ausfällt und die Dichtheit über die Lebensdauer gesichert ist. Unsere Lösung basiert darauf, den Dichtungswerkstoff direkt auf das Funktionsteil aufzuspritzen. Alternativ kann die Dichtung auf einen speziellen Träger ausgebracht oder in diesen eingelegt werden, der dann wiederum gut zu transportieren und zu verbauen ist. Im Prinzip stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen wie bei der Abdichtung großer Batteriegehäuse in Elektrofahrzeugen. Deshalb können wir unsere Expertise auf den Markt für Elektrolyseure übertragen. Wir bieten unseren Kunden immer eine individuelle Dichtungsentwicklung für ihre spezifische Anlage an. Ist die kundenspezifische Lösung einmal gefunden, kann diese weltweit standardisiert in unseren Werken in hohen Stückzahlen produziert werden.

Ulrike Reich, Pressesprecherin, Freudenberg Sealing Technologies
„Wir werden uns bewusst in Richtung Komponenten- und Modulproduzent entwickeln.“ Ulrike Reich, Pressesprecherin, Freudenberg Sealing Technologies

Lösungspartner

Freudenberg FST GmbH
Freudenberg FST GmbH

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb