MRO-Plagiate

Technische Händler begleiten ihre Kunden u.a. mit Initiativen zur Aufklärung gegen Produkt- und Markenpiraterie (Bild: BRAMMER GmbH)

14.08.2020 MRO-Plagiate

Technischer Handel contra gefährliche Schnäppchenjagd

von Ralf Hellwig (ZITEC-Brammer)

Neue Werkstoffe, innovative Verfahren und zukunftsweisende Produktentwicklungen – die Einsatzbereiche von Dichtungen, thermoplastischen Elastomeren sowie Klebestoffen und -bändern wachsen in allen industriellen Marktsegmenten stetig. Der fachgerechten Instandhaltung mit hoher Werkstoff- und Prozesskompetenz kommt daher immer größere Bedeutung zu.

Der technische Händler entwickelt sich dabei zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Dichtungshersteller und Dichtungsanwender. Vor dem Hintergrund des Originalitätsschutzes und der Produktpiraterie ist er eine autorisierte, sichere und seriöse Einkaufsquelle. Flankierende MRO-Mehrwertdienstleistungen sorgen dafür, dass in den Unternehmen Betriebsabläufe optimiert werden und so der Teile-Einkauf vom Kosten- zum Wertschöpfungsfaktor gewandelt wird.

1989 fanden bei einem Absturz eines norwegischen Charterflugzeugs auf dem Flug von Oslo nach Hamburg alle Passagiere und Besatzungsmitglieder den Tod. Die Ermittlungen führten zu dem Resultat, dass der Unfall durch den – unwissentlichen oder bewussten – Einbau mehrerer gefälschter Ersatzteile ausgelöst wurde [1]. Diese schreckliche Katastrophe ist nur ein Beispiel einer langen Liste von Vorfällen, die sich auf das Verwenden von Bauteil-Plagiaten zurückführen lässt.

Teure Schnäppchen

Dichtungen, Simmerringe, Wälzlager und weitere sensible Maschinenkomponenten – die Aufzählung von Fälschungen und Plagiaten von industriellen Gütern ließe sich beliebig fortsetzen. Längst schrecken Produktpiraten nicht mehr vor sicherheitsrelevanten Bauteilen zurück. Die Entwicklung ist besorgniserregend. Das Geschäft mit Fälschungen beschränkt sich nicht mehr nur auf Konsum- und Luxusartikel, vor allem auch Industrieprodukte bis hin zu sicherheitssensiblen MRO-Bauteilen werden optisch 1:1 kopiert. Moderne Technologien, wie etwa additive Druckverfahren, verschärfen die Situation zusätzlich. Das Internet ist dabei unkontrollierter Multiplikator: Die bequeme 24-Stunden-Verfügbarkeit auch großer Chargen vermeintlicher Markenprodukte zu Niedrigpreisen verführen zum Schnäppchen-Deal.