29.10.2021 Industrielle Klebebänder im Projektalltag
Das Umdenken bei Klebprojekten lohnt sich – Erfahrungen aus der Praxis
Einer der am meisten verbreiteten Irrtümer ist, dass es nicht oder nur sehr schwer möglich ist, eine bestehende Klebapplikation, die mit einem flüssigen Klebstoff umgesetzt wird, mit einem Klebeband zu realisieren. Doch diese Möglichkeit besteht fast immer! Nur muss ganz genau darüber nachgedacht werden, wie sinnvoll eine solche Substitution ist und mit welchem Aufwand sie verbunden ist – und das fängt im Kopf an.
In den Anfängen unserer Projektarbeiten haben wir die Möglichkeiten der Klebebänder außen vor gelassen. Das war ganz klar den wenigen Erfahrungen und einer vorgeprägten Meinung geschuldet: Klebebänder sind nur stark begrenzt einzusetzen. Inzwischen teilen wir diese immer noch weitverbreitete Meinung nicht mehr und nehmen inzwischen immer, mindestens eine Klebeband-Variante in unsere projektbezogenen Lösungsevaluationen und Tests mit auf.
Schlägt man in Projekten vor, ein Klebeband in die Betrachtung aufzunehmen, die Option zu evaluieren und zu testen, gibt es meist eine ablehnende Haltung mit einem oder mehreren der folgend genannten Meinungen, die i.d.R. weniger auf Fachwissen, sondern auf „Hörensagen und Erfahrungen“ mit Consumer-Produkten beruhen:
1. Das löst sich doch immer wieder.
2. Kenne ich aus dem Büro (tesa-Roller).
3. Die härten doch gar nicht aus und man kann sie nicht stark belasten.
4. Viel teurer als flüssige Klebstoffe.
5. Viel zu schwierig in den Prozess zu integrieren.
6. In Kurven oder Radien kann ich ein Klebeband nicht aufbringen.
Alle diese „Argumente“ lassen sich, wenn ein passendes Klebeband gefunden ist, das den technischen Ansprüchen gerecht wird, i.d.R. sehr schnell entkräften. Bei den ersten drei Punkten helfen eine vernünftige Aufklärung und eine gute Wissensvermittlung. Hier muss nur aufgezeigt werden, wo Klebebänder aktuell schon eingesetzt werden, wie die unterschiedlichen Technologien funktionieren und was daraus für eine Performance – inkl. Mehrwert – über den ganzen Prozess entsteht bzw. entstehen kann.
Zu Argument 4: Natürlich sind Klebebänder im direkten Vergleich mit flüssigen Klebstoffen teurer. Dieser Vergleich ist oft nicht objektiv, denn entscheidend sind die Total- Costs-of Ownership (TCO). Und betrachtet man vorgelagerte und nachgelagerte klebrelevante Prozesse, ergibt sich meist ein ganz anderes Bild.
Auch der Punkt 5, dass Klebebänder nur schlecht zu integrieren sind, stimmt nur teilweise. Es kommt hier auf Bauteilform und Stückzahlen an. So ist es z.B. möglich, Prozesse an Zulieferer auszulagern, um sich Just-in-time dort vorgestanzte Klebebänder in der Produktion anliefern zu lassen. Bei dem Beispiel in Bild 1 ersetzen Klebebänder z.B. Dichtungsstopfen, was zeigt, dass man Klebbänder auch aus Sicht von Dichtungsapplikationen denken kann und sollte. Auf der Basis von Tapes lassen sich zudem Bauteile vorfertigen, die dann bei der richtigen Temperatur und Luftfeuchte (das ist wichtig) gelagert werden müssen, um sie anschließend verarbeiten zu können. Bei
der gründlichen Betrachtung von Fertigungsprozessen unter Einbeziehung der Zulieferer eröffnen Klebebänder teilweise ganz neue Potenziale.