Für 3D-gedruckte  Serienteile braucht  man „Reife“

(Bild: AdobeStock_ momius)

12.03.2024 Für 3D-gedruckte Serienteile braucht man „Reife“

von Johannes Lutz (3D Industrie GmbH)

Viele Unternehmen wollen nach dem Einstieg in den 3D-Druck sofort mit gedruckten Serienteilen weitermachen. Im Dichtungsbereich handelt es sich dabei schnell um sicherheitsrelevante Bauteile.

Was dann folgt, ist meist eine Enttäuschung – denn es fehlt die „Reife“. „Reife“ meint hier die Fähigkeit eines Unternehmens eine neue Technologie mit allen Facetten einzusetzen. Projekte beginnen mit einer Idee, gefolgt von der Spezifikation der Erwartungen an die Serienteile. Hier gilt es zu verstehen und entscheiden, ob der 3D-Druck als mögliche Fertigungsform ins Spiel kommt. Bei der Beantwortung klassischer Fragen in diesem Bereich:
• Gibt es das Dichtungsmaterial, das wir jetzt brauchen?
• Was ist, wenn ein Bauteil mit Dichtungsfunktion bricht oder sich verzieht?
• Wie ist die Maßhaltigkeit?
• Welche Oberflächengüte wird verlangt?
• …
tauchen in der Praxis rund um den 3D-Druck neue Fragen auf:
• Wirkt es vielleicht unprofessionell, die Teile zu drucken?
• Kann es wirklich so einfach sein, das Bauteil nur zu drucken? Wo ist der Haken?
• …
Die letzten Fragen verlassen die technische Basis. Denn wo es bei anderen Fertigungsverfahren um technische und wirtschaftliche Aspekte geht, gibt es bei additiv gefertigten Bauteilen immer noch Unsicherheiten gegenüber dem Verfahren – es fehlt das Vertrauen. Hinzu kommt, dass der Wissensstand beim 3D-Druck oft nicht sonderlich hoch ist. Für den Einsatz des 3D-Drucks braucht man also einen entsprechenden „Reifegrad“. Das beginnt in der Konstruktion: „Reifegrad“ bedeutet hier z.B., dass man die konstruktiven Freiheitsgrade des Verfahrens nutzt. Das ist dann der entscheidende Schritt von dem 3D-gedruckten Bauteil zur 3D-gedruckten Lösung.

Vor der eigentlichen Serienfertigung geht es dann um den „Reifegrad“ des Unternehmens hinsichtlich der Technologie: Hier empfiehlt es sich, einen Zwischenstep zu gehen. Warum? Die Begleitung vieler additiv gefertigter Kleinserien hat gezeigt: Der Sprung in die Serie lässt sich nur oder einfacher mit einem Abstecher über gedruckte Betriebsmittel machen. Sind die ersten Betriebsmittel aus Kunststoff gedruckt und bereits bei der Belegschaft im Einsatz, wachsen Vertrauen und „Reifegrad“. Die gedruckten Bauteile haben bewiesen, dass sie funktionieren, wenn sie entsprechend konstruiert wurden. Es wird normal, Bauteile zu drucken. Der „Reifegrad“ – und damit das Potenzial eines Unternehmens diese Fertigungstechnologie zu nutzen – wächst.

Der höchste „Reifegrad“ ist erreicht, wenn sicherheitsrelevante Bauteile wie Dichtungen gedruckt werden. Dazu braucht man viel Know-how, Erfahrungen und Vertrauen in diese Fertigungstechnologie. Wenn ein Unternehmen dies quer durch alle relevanten Funktionen nicht aufbringt, sollte man besser die Finger davon lassen. Denn jede Technologie mit einer Vielzahl neuer Optionen, bietet auch Fehlermöglichkeiten. Aus diesen zu lernen und mit ihnen umzugehen, ist ein entscheidender Punkt der „Reifeprüfung“.

Johannes Lutz,  Geschäftsführer,  3D Industrie GmbH
„Drucken Sie bitte keine Dichtung ohne Reifeprüfung.“ Johannes Lutz, Geschäftsführer, 3D Industrie GmbH

Lösungspartner

3D Industrie GmbH
3D Industrie GmbH

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Unternehmensleitung, Qualitätssicherung