10.09.2024 „Es ist mir zu ruhig.“
„Kleben ist die Verbindungstechnologie des 21. Jahrhunderts“, postuliert die Branche und: Ja! – es gibt gute Gründe dafür.
Um Energie zu sparen, muss z.B. das Gewicht von Fahrzeugen gesenkt werden. Das geht nur über einen veränderten Materialmix, über neue Materialpaarungen – und diese lassen sich oft nur durch Kleben verbinden. Schweißen Sie mal ein SMC-Teil auf einen Stahlträger, um nur ein Beispiel zu nennen.
Die Branche weiß das, aber wissen das auch die Anwendenden, vor allem die Potenziellen, also die, die das Kleben mit seinen Möglichkeiten noch gar nicht so gut kennen? Für den Anspruch „Verbindungstechnologie des 21. Jahrhunderts“ ist es mir persönlich derzeit einfach zu ruhig in der Welt des Klebens.
Keine Frage, einige der Protagonisten des Klebens sind extrem rührig – dankenswerterweise möchte man sagen. Aber ich erwarte eigentlich mehr von der gesamten Branche –hinsichtlich der „Lautstärke“, aber auch hinsichtlich der „Frequenz“. Was meine ich damit? Einzelne Unternehmen der Branche sind – dankenswerterweise – innovativ, aber der Time-to-Market-Prozess zieht sich, sodass man auch Jahre nach der medienwirksamen Erstvorstellung einer neuen Technologie die darauf basierenden Produkte noch immer nicht im Markt findet – schade.
Teilweise kommt es gar nicht zur Markteinführung, warum? Verlieren die Unternehmen den Mut? Sind potenzielle Anwendende zu zurückhaltend? Hat die Marktforschung festgestellt, dass es für dieses Produkt „keinen Markt“ gibt? Sprechen „strategische Gründe“ gegen eine Markteinführung? Diese Aspekte sind nicht an den Haaren herbeigezogen. Und selbstverständlich müssen Neueinführungen durch praxisbezogene Test erprobt und qualifiziert werden – aber man kann Innovationen auch „totprüfen“, technisch wie betriebswirtschaftlich. Hier lohnt sich mal wieder ein Blick auf Henry Ford. Sein Kommentar ist bekannt: „Hätte ich die Leute gefragt, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Er züchtete aber keine schnelleren Pferde, sondern baute Autos, viele Autos, die Tin Lizzy gar millionenfach. Er ging das unternehmerische Risiko ein, zu scheitern, aber er schuf damit Geschichtsträchtiges. So einen Mut wünsche ich mir auch und gerade für unsere Zeit, in der sich alles größer, schneller und weiter drehen soll.
„Das Kleben muss in vielen Märkten immer noch überzeugen und es muss dafür sensibilisiert werden. – Lösungen sind da, doch wer kennt sie wirklich?“ Thomas Stein, Inhaber, IMTS Interims Management