Effektiv manuell dosieren – Teil 3

(Bild: Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH)

21.03.2022 Effektiv manuell dosieren – Teil 3

Druckluft-Kartuschenpressen – ortsgebundene, manuelle Applikation mit hoher Qualität

von Joachim Rapp (Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH )

Prozesssicheres Dosieren und manuelle Dosiertechnik sind für viele Praktiker:innen ein Widerspruch. Diese neue Serie zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der manuellen Dosiertechnik, aber auch, dass der Widerspruch in der Praxis überschätzt wird. Sie soll deshalb dabei helfen, aus einem riesigen Angebot die richtige technische Lösung auszuwählen.

Die Technik: Bei Druckluft-Kartuschenpressen wird das Material pneumatisch unterstützt ausgepresst. Diese Systeme überzeugen grundsätzlich durch Schnelligkeit und Präzision. Im Kontext zur Materialauswahl ist das mögliche Nachlaufen bei verschiedenen Materialien und je nach Entlüftungsverfahren zu berücksichtigen. Auch die Druckkraft wird idealerweise je nach Material gewählt. So gibt es für hochviskose Kleb- und Dichtstoffe Modelle mit einer höheren Druckkraft oder mit Leistungssteigerungssets für vorhandene Geräte. Allerdings ist man mit diesen Systemen ortsgebunden, denn es muss Druckluft zur Verfügung stehen, was allerdings in vielen industriellen Fertigungen kein Problem ist. Bei der Einrichtung von Arbeitsplätzen ist die Druckluftzuführung per Schlauch zu beachten. Der Schlauch kann bei manchen Anwendungen stören. Druckluft-Kartuschenpressen werden vor allem im Handwerk und in der Industrie für den professionellen Gebrauch eingesetzt. Es gibt sie für 1K-Kartuschen in Gebindegrößen von 50 ml bis 4.000 ml und für 2K-Kartuschen in Gebindegrößen von 50 ml bis 1.500 ml.


Praxistipps: Beim Auspressen von Kleb- und Dichtstoffen überzeugen Druckluft-Kartuschenpressen durch Schnelligkeit, Präzision und ermüdungsarmes Arbeiten. Vor allem beim Applizieren von 2K-Klebstoffen erzielen Druckluft-Kartuschenpressen ein besonders genaues Mischergebnis der Komponenten. Ein Nachlaufen kommt nur sehr selten bei Materialien mit niedriger Viskosität vor, da die meisten Geräte über ein Schnellentlüftungsventil (Bild 1) verfügen. Für hochviskose Kleb- und Dichtstoffe gibt es Modelle mit einer höheren Druckkraft oder Leistungssteigerungssets für vorhandene Geräte. Mit einigen Druckluft-Kartuschenpressen kann der 1K-Kleb- oder Dichtstoffauftrag auch sprühend erfolgen. Bei Hotmelt-Anwendungen ist der Sprühauftrag schon weiterverbreitet – im Gegensatz zum Sprühauftrag bei Raumtemperatur von Dichtstoffen. Mit Ausnahme der Kfz-Nahtabdichtung ist dies immer noch ein Randgebiet bei der Flächenbeschichtung. Dies spiegelt sich auch in der geringen Auswahl an Geräten wider. Um 2K-Klebstoffe gesprüht aufzutragen, werden spezielle Adapter und Mischer benötigt. Bei der Auswahl einer Druckluft Kartuschenpresse ist ihre Entlüftung ein wichtiges Kriterium. Hier stehen drei Verfahren zur Auswahl:

  • Schnellentlüftung – Die schnellste Art der Entlüftung ist die Schnellentlüftung ohne Schalldämpfer (Bild 1). Diese bietet den Vorteil, dass der Klebstoff nicht nachläuft. Die Schnellentlüftung hat sich bei komprimierbaren und niedrigviskosen Klebstoffen bewährt, da diese eine schnellstmögliche Entlüftung benötigen. Ein Nachteil ist das laute Abluftgeräusch.
  • Entlüftung via Schalldämpfer (Bild 2) – Bei dieser Entlüftungsart kann es durch die verzögerte Druckentspannung – je nach Klebstoff – zu einem leichten Nachlaufen kommen. Der Vorteil ist ein gedämpftes Abluftgeräusch.
  • Entlüftung über den Regler am Handgriff (Bild 3) – Hier muss die Luft einen weiten Weg innerhalb des Geräts bis zur Druckentspannung zurücklegen. Deshalb ist ein Nachlaufen bei niedrigviskosen Klebstoffen nicht zu vermeiden. Für komprimierbare Klebstoffe ist diese Art der Entlüftung nicht geeignet. Von Vorteil ist die Ableitung der Luft nach unten hin und damit weg vom Kopfbereich des Mitarbeiters.

Tipps für die Beschaffung: Druckluft-Kartuschenpressen sind in der Anschaffung teurer als manuelle Kartuschenpressen, aber i.d.R. günstiger als Akku-Kartuschenpressen. Sie haben eine lange Lebensdauer und sind oftmals reparierbar. Ersatzteile für die Geräte sind i.d.R. verfügbar. Ob sich eine Reparatur der Druckluft-Kartuschenpresse lohnt, ist jedoch von Modell zu Modell unterschiedlich und kann nach einer Begutachtung beurteilt werden.

Bild 1: Schnellentlüftung – laut aber bei vielen Materialien kein Nachlaufen  (Bild: Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH) Bild 2: Entlüftung mit Schalldämpfer – leise mit Gefahr des Nachlaufens  (Bild: Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH) Bild 3: Entlüftung im Handgriff – nicht für komprimierbare Materialien geeignet (Bild: Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH)
Joachim Rapp, Geschäftsführer, Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH
„Druckluft-Kartuschenpressen lassen sich in den meisten Fällen reparieren, was auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten interessant ist.“ Joachim Rapp, Geschäftsführer, Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH

Lösungspartner

Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Konstruktion & Entwicklung, Unternehmensleitung, Vertrieb