08.11.2021 Effektiv manuell dosieren – Teil 2
Akku-Kartuschenpressen – Profisysteme für ermüdungsfreies Arbeiten
Prozesssicheres Dosieren und manuelle Dosiertechnik sind für viele Praktiker:innen ein Widerspruch. Diese neue Serie zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der manuellen Dosiertechnik, aber auch, dass der Widerspruch in der Praxis überschätzt wird. Sie soll deshalb dabei helfen, aus einem riesigen Angebot die richtige technische Lösung auszuwählen.
Die Technik: Akku-Kartuschenpressen sind in der Anschaffung generell teurer als pneumatische oder manuelle Kartuschenpistolen, verfügen jedoch über eine fast unbegrenzte Haltbarkeit. Reparaturen sind bei qualitativ hochwertigen Geräten mit austauschbaren Motoren, Getrieben, Platinen und Kartuschenaufnahmen möglich. Akkus und Ladegeräte können jederzeit nachbestellt werden. Ob sich eine Reparatur der Akku-Kartuschenpresse lohnt, ist jedoch von Modell zu Modell unterschiedlich und kann nach einer Begutachtung beurteilt werden. Eine Orientierung bietet hier auch die Sternebewertung im „Almanach der manuellen Klebstoffapplikation“. Akku-Kartuschenpressen sind vor allem im Handwerk und der Industrie im professionellen Einsatz. Es gibt sie für Kartuschen mit 1K- und 2K-Materialien ab 50 ml bis zu 1.500 ml, für Beutel bis zu 6,8 l Füllvolumen, z.B. für Parkettklebstoffe.
Praxistipps: Das Auspressen von Kleb- und Dichtstoffen ist mit Akku-Kartuschenpressen sehr gleichmäßig möglich. Neue Modelle verfügen über eine variable Auspressgeschwindigkeit, die mithilfe des Fingerabzuges während der Verarbeitung reguliert werden kann. Akku-Kartuschenpressen können für alle Viskositäten eingesetzt werden, sind aber am besten geeignet für hochviskose Materialien. Durch die begrenzte Auspressgeschwindigkeit, ist für sehr niedrigviskose Klebstoffe aus Produktivitätsgründen eine Druckluft-Kartuschenpresse vorzuziehen. Außerdem ist die Reaktionszeit nach der Druckentlastung bei Akkupistolen viel länger als bei Druckluft-Kartuschenpressen, was zu einem Nachlaufen des Materials führen kann. Bei kleinen Mengen in Tupfen oder für Bohrungen sind also pneumatische Pressen viel schneller. Bei einigen Modellen sind auch eingebaute elektrische Dosiersysteme verfügbar.
Im Vergleich zu manuellen und pneumatischen Geräten, haben Akku-Kartuschenpressen einige Vorteile. Speziell im Dauereinsatz mit hochviskosen 1K-Klebstoffen oder mit 2K-Klebstoffen sind Akku-Kartuschenpressen, dank der effizienten Arbeitsweise und hohem Maximaldruck, meist die erste Wahl vor Druckluftgeräten.
Vorteile gegenüber den Druckluft-Kartuschenpressen sind ortsunabhängiges, geräuschärmeres Arbeiten und eine bessere Eignung für hochviskose Materialien. Ohne Druckluftschlauch ist zudem mehr Sicherheit beim Arbeiten gewährleistet.
Im Gegensatz zur manuellen Verarbeitung ist das Arbeiten mit akkubetriebenen Geräten ergonomischer und effizienter. Das Auspressen mit Akku-Kartuschenpressen ist um einiges gleichmäßiger als per Hand und es kommt zu viel weniger Ermüdungen.
Tipps für die Beschaffung: Die Preisunterschiede bei diesen Systemen sind u.a. auf die drei Konstruktionsarten zurückzuführen, die ihre Vorteile und Grenzen haben. Deshalb lohnt es sich, genau zu prüfen, für welchen Einsatz die Akku-Kartuschenpresse gebraucht wird. Neben der Druckkraft, unterscheidet man bei diesen Systemen folgende Konstruktionsarten:
- Zahnstangenmodell – Der Nachteil bei diesem Modell (Bild 1) ist, dass immer nur ein einzelner Zahn der Zahnstange die Kräfte übertragen kann. Die Zahnstangen müssen deshalb entsprechend stabil ausgelegt sein. Es entsteht unter Last immer ein Biegemoment auf die Zahnstange und das Getriebe.
- Kugelgewindeantrieb – Bei diesem Antrieb (Bild 2) wird die Stange nicht, wie üblich, per Zahnrad angetrieben, sondern durch Kugeln, welche die Kraft zwischen der Gewindespindel und dem Motorgehäuse übertragen. Der große Vorteil hierbei ist die geringere Reibung durch eine rollende Bewegung. Daraus ergibt sich eine kleinere Bauart und somit auch ein leichteres Übertragen höherer Kräfte, als bei der Zahnstangenvariante.
- Kettenschubstange – Die dritte Bauart ist eine Besonderheit im Bereich der Akku-Kartuschenpressen. Die B600-Serie von MKTM ist die einzige Serie, welche diese Bauart verwendet. Die besondere Bauart macht es Klebstoffanwender:innen einfacher, die Kartuschenpresse in schwer zugänglichen Bereichen zu verwenden. Dies ist möglich durch eine Kettenschubstange, die aus einzelnen Elementen besteht. Beim Rücklaufen der Schubstange entzahnen sich die einzelnen Elemente und machen diese dadurch äußert flexibel. Die Geräte haben dadurch eine deutlich kompaktere Bauweise als andere Akku-Kartuschenpressen, da sich die Schubstange im Griff des Gerätes befindet.
Eine Übersicht aller am Markt erhältlichen Akkupistolen bietet der „Almanach der manuellen Klebstoffapplikation“. Grundsätzlich ist bei diesen Systemen zu beachten, dass viele Geräte technisch gleich sind und somit nicht jede Marke in diesem Kompendium vertreten ist. Einige der Geräte sind Private-Label-Produkte verschiedener Hersteller.
„Die Konstruktionsart muss zur Aufgabenstellung passen. Sonst bleiben die Systemvorteile der Akku-Kartuschenpressen schnell ungenutzt.“ Joachim Rapp, Geschäftsführer, Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH