18.03.2019 E-Commerce – Der technische Handel im Wandel
Standardprofile auch in kleinen Mengen einfach bestellen
Trotz des Trends zu immer komplexeren Dichtungslösungen sind Webshops für Standarddichtungen ein sinnvoller Weg. Was dabei im Speziellen zu beachten ist, darüber unterhielt sich DICHT! mit Achim Pellen, Geschäftsführer und Lara Pellen, Marketing, der Achim Pellen Dichtungstechnik GmbH.
Man hat oft den Eindruck, dass Profile und Formteile nicht als Dichtungen wahrgenommen werden. Wie sehen Sie das?
Achim Pellen: Meines Erachtens sind alle Bauteile mit Dichtungsfunktion der Dichtungstechnik zuzuordnen. Meine Sichtweise wird vielleicht im technischen Handel nicht überall geteilt und auch andere sehen dies – je nach Branche und Unternehmen – unterschiedlich. Wir halten uns mit solchen Unterscheidungen aber weniger auf. In unserem Portfolio gibt es hauptsächlich per Extrusion hergestellte Dichtungen, wie z.B. Rundschnüre oder Profile, die zum O-Ring, Abschnitt oder Endlosware verkauft werden. So ist man flexibel und hat wenig Werkzeugkosten. Falls eine extrudierte Dichtung nicht eingesetzt werden kann, lösen wir Aufgabenstellungen eben mit einer Formdichtung oder mit einem Stanzteil.
Wie beratungsintensiv sind Formteile und Profile?
Achim Pellen: Aufgrund der sehr unterschiedlichen Anforderungen, der vielen möglichen Werkstoffe, Verfahren usw. ist die Auswahl i.d.R. sehr beratungsintensiv. Ohne vernünftige technische Zeichnungen/CAD ist eine solche Beratung schwierig. In der Praxis bedeutet dies, solche Informationen erst einmal qualitativ zu erhalten. Wenn es sich nicht um Normdichtungen handelt, ist es entscheidend, die richtige Verfahrenstechnik auszuwählen, damit letztendlich Qualität und Preis stimmen. Nur mit hohem Verfahrenstechnik-Know-how kann man ein solches Projekt effektiv lenken und zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen. Hier greifen wir auf fast 25 Jahre Erfahrung zurück.
Für Standardlösungen haben Sie einen Webshop gestartet – wird das der wachsenden Komplexität bei Dichtungen, Formteilen und Profilen gerecht?
Achim Pellen: Hier muss man zwischen handelsfähigen Produkten unterscheiden, die im Standard mit einer Transparenz durch Zeichnung und Spezifikation im E-Commerce anzubieten sind. Darüber hinaus ist alles beratungsintensiv. Unsere Herausforderung liegt hier im effektiven Betrieb eines Webshops mit Standardkomponenten, denn das hat nichts mehr mit „Thekenverkauf“ zu tun. Ein Webshop braucht gute Produktbilder, solide Artikelbeschreibungen mit allen aussagefähigen Daten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen eingehalten werden und die Zahlbarriere ist mit neuen Zahlungsmöglichkeiten wie Paypal etc. so gering wie möglich und effektiv zu halten. Für Fragen sollte dann immer noch telefonisch ein kenntnisreicher Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dies und einiges mehr macht in Summe einen guten Webshop aus.
Welches Produktportfolio umfasst der Webshop?
Achim Pellen: Unser Fokus bei ap-profile.com liegt derzeit auf Kantenschutzprofilen, Puffern, Moosgummiartikeln – also eher auf der klassischen Katalogware für B2B-Bereiche und Kleingewerbe. Formteile, die meist spezifisch nachgefragt werden, kommen erst mal nicht in den Shop, da es sich nicht lohnt, sie in entsprechenden Stückzahlen zu lagern. Die notwendige Standardisierung muss geschaffen werden. Bei O-Ringen könnte man das z.B. realisieren.
Was mussten Sie im Unternehmen verändern, damit der Webshop „liefern“ kann?
Lara Pellen: Wir haben den Webshop ganzheitlich im Unternehmen implementiert, denn so was macht man nicht nebenbei. Deshalb haben wir – neben der Ausrichtung unserer Logistik auf diesen Vertriebsweg – einen Mitarbeiter abgestellt, der den Webshop und alles, was dazu gehört, organisiert. Auf dieser Basis kann dieser neue Bereich flexibel wachsen. Entscheidend ist, dass ein Kunde, der bestellt und gezahlt hat am gleichen Tag die Versendung der Ware erwartet und dies alles kommunikativ begleitet wird. Da werden wir alle an Amazon gemessen. Die durchdachte Organisation ist wichtig, Marketing ist eine neue Herausforderung, da man nicht ohne Werbung verkaufen kann. Früher hatte jede Stadt einen techn. Handel, nun sucht jeder bei Google und ordert online.
Welche Bedeutung messen Sie dem E-Commerce in Ihrer Unternehmensstrategie bei?
Achim Pellen: Die Bedeutung ist im Moment klein, kann über die Jahre aber groß werden, denn wir müssen mit der Zeit gehen. Entwicklungsschritte und -geschwindigkeit werden dabei in erster Linie vom Markt definiert. „Großanbieter“ wie Amazon liefern in Massen und machen dem technischen Handel das Leben sehr schwer. Wir gehen diesen neuen Wandel mit und überprüfen und entwickeln unser E-Commerce-Angebot weiter – in Kombination mit unseren Stärken. Know-how, Beratung und fachspezifischen Service findet man eben nicht bei Amazon – das kombinieren wir mit einem modernen Auftritt im Internet. Umfassende Qualität zahlt sich bei Dichtungen aus.
Vielen Dank für das Gespräch.
Amazon ist die „Servicelatte“. Das prägt uns und treibt den Markt insgesamt an. Achim Pellen, Geschäftsführer, Achim Pellen Dichtungstechnik GmbH
Mit dem Webshop stellen wir uns für die Zukunft neu auf. Lara Pellen, Marketing, Achim Pellen Dichtungstechnik GmbH