19.11.2024 Digitalisierung ist keine Zeitgeisterscheinung

So wird z.B. in der Bundespressekonferenz von Ministern gerne mal ein Pappschild mit Grafiken hochgehalten, um aktuelle Einschätzungen der Lage visuell zu untermauern. Die Symbolkraft solcher Bilder ignoriert, dass wir – einerseits – in einem sich schnell entwickelnden digitalen Umfeld leben und arbeiten. Andererseits symbolisieren sie den schleppenden Fortschritt beim Ausbau der Digitalisierung. Digitalisierung ist aber komplex und erfordert eine ernsthafte Auseinansetzung mit dem Thema im jeweiligen Nutzungsbereich und sie erfordert lebenslanges und schnelles Lernen. Ein „Zurück“, das sich mancher wünscht, wird es nicht mehr geben.

Wer das ISGATEC-Informationsangebot dieses Jahr aufmerksam verfolgt hat, kann die Entwicklung auf allen Ebenen verfolgen. In dieser Ausgabe wird z.B. das digitale Labor vorgestellt (siehe S. 22). Eine neue Kolumne des IFAM begleitet die digitale Transformation des Klebens und in einer anderen Kolumne ordnet Michael Bosse regelmäßig KI-Ansätze für uns ein. In der Praxis helfen immer mehr Tools bei der Auswahl von Werkstoffen, bei der Simulation von Dichtungen und Klebstellen oder bei der Qualitätssicherung des Auftrages von Dicht- und Klebstoffen sowie Vergussmaterialien. Und oft wird in diesem Zusammenhang über KI nachgedacht. Ziel ist immer, die jeweiligen Aufgabenstellungen effektiver zu lösen und zu erleichtern. Da Digitalisierung auf Daten beruht, brauchen wir auch das richtige Verständnis dieser Daten und davon, was damit in digitalen Prozessen passiert oder besser auch nicht.

„Analoge Unkenntnis“ von Prozessen und Zusammenhängen sowie der Interpretation von Daten für die nächsten Schritte verschwindet nicht durch Digitalisierung. Sie verschärft das Problem. Die Digitalisierung wird also zum Prüfstein, wie ernsthaft wir vorher unser Geschäft betrieben haben. Ein Beispiel: In digitalen Prozessen entstehen unendlich viele Daten. Doch wie verwalten und pflegen wir sie? Können z.B. vernetzte Systeme auf Basis dieser Daten kommunizieren und Prozesse vereinfachen? Kann z.B. die KI heute schnell Erkenntnisse aus den unterschiedlichen vorhandenen Datenbeständen ziehen? Wer im Bereich Dichten. Kleben. Polymer. vom schnellen und nutzbringenden Einsatz der KI träumt, ist in der Praxis oft ernüchtert. Datenstrukturierung und -management wurden oft nicht ernsthaft genug betrieben, was dann der KI heute und in Zukunft Grenzen setzt und den Aufwand für ihren Einsatz erhöht.

Ernsthaft sollten wir Digitalisierung auch unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachten. Diesem Thema wird aktuell noch wenig Bedeutung geschenkt. Digitalisierung und damit die globale Verbreitung von Daten braucht Energie – zukünftig eine knappe Ressource, die wir mit Bedacht einsetzen sollten. Einsparpotenziale gibt es genügend, wenn man sich z.B. die vielen Social-Media-Posts bevorzugt in B2C-Kanälen anschaut, die Milliarden an Kilowattstunden Strom verbrauchen.

Digitalisierung ist unsere Gegenwart und Zukunft. Also sollten wir Form und Umfang unserer Digitalisierung ernsthaft und positiv gestalten. Das in Deutschland kultivierte „Genöle“ verbraucht unnötig Energie. In diesem Sinne werden wir bei ISGATEC in Zukunft mehr und mehr digitale Informationsangebote machen und weiter daran arbeiten, hier Menschen zu vernetzen, damit anstehende Dichten. Kleben. Polymer.-Fragestellungen schnell und zukunftssicher beantwortet werden können. Bleiben Sie gespannt.

Aber jetzt wünscht Ihnen das ISGATEC-Team erstmal besinnliche Feiertage und einen guten Start in ein zunehmend digitales 2025.