19.06.2017 Die Komplexität ganzheitlich beherrschen
Aktuelle Trends bei der Klebetechnik
Megatrend, Alleskönner, Zukunftstechnologie – bei der Klebetechnik wird nicht mit Superlativen gespart. Das mag auch alles richtig sein, die Praxis zeigt aber immer wieder wie komplex diese Technologie und ihre Entwicklung ist. Die unterschiedlichen Aspekte der Experten belegen dies zeigen aber auch auf: Anwender brauchen für erfolgreiche Projekte vertieftes Know-how oder gute Partner.
Quer durch alle Branchen suchen Unternehmen heute nach Kleblösungen für neue Projekte oder sind an Optimierungen bestehender Kleblösungen interessiert. Neben einer sicheren Verbindung geht es häufig darum zusätzliche Funktionen zu integrieren. Hierbei kann es sich z.B. um das Vermeiden von Hotspots an elektronischen Bauteilen durch Verwendungen von Wärmeleitklebstoffen, um eine Dichtfunktion oder das Vermeiden von ästhetisch wenig ansprechenden Oberflächenstörungen handeln.
Bei derartigen Fragestellungen aber auch bei einer rein lastübertragenden Klebung kann nur ein ganzheitlicher, alle Randbedingungen und die Anforderungen der DIN 2304-1 (…..) berücksichtigender Ansatz Erfolg bringen. Dabei folgt der Aufnahme des detaillierten Anforderungsprofils an das fertige Bauteil im nächsten Schritt das Anforderungsprofil an den Klebstoff, wobei die Randbedingungen der Fertigung, wie z.B. die Zahl der pro Zeiteinheit herzustellenden Teile mit den daraus resultierenden Taktzeiten, sowie die für den Klebstoffauftrag benötigte Zeit berücksichtigt werden müssen. Meist zeigt sich dann, dass ein oder zwei Klebstofftechnologien infrage kommen. Die Hersteller dieser Klebstoffe werden dann gezielt angesprochen, deren Produktvorschläge hinsichtlich ihrer Eignung geprüft und ein Klebprozess entwickelt. Am Ende steht die Nachweisführung, dass die Belastbarkeit des Bauteils über den gesamten Lebenszyklus größer ist, als die jeweils real auftretenden Belastungen.
In seltenen Fällen sind auch akute Qualitätsprobleme zu lösen. Auch hier ist der ganzheitliche Ansatz erforderlich. Es hat sich gezeigt, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht eine Fehlcharge des Klebstoffs, sondern ein Anwendungsfehler, sei es bei der Klebstoffauswahl, der Bauteilkonstruktion, in der Prozessplanung, bei der Teile- und Prozessmaterial-Logistik oder bei der Ausführung der Klebung, ursächlich ist. In beiden Fällen erfordert der gesamte Prozess von dem Anwender ein klebtechnisches Fachwissen und Erfahrung. Hier besteht bei Anwendern vielfach ein mehr oder weniger großes Defizit. Viele Unternehmen sind sich dessen bewusst und greifen auf professionelle Unterstützung zurück, andere versuchen es selbst – und es ist manchmal erstaunlich, wie gut das Kleben funktioniert. Manchmal kommt es aber leider auch zu den erwähnten Schadensfällen, die i.d.R. bei Berücksichtigung der klebtechnischen „Spielregeln“ vermeidbar gewesen wären.
„Erfolgreiche Klebeprojekte basieren auf einem ganzheitlichen Ansatz und viel Knowhow. Dies zu ignorieren kann schnell teuer werden.“ Dr. Hartwig Lohse, Inhaber, KLEBTECHNIK Dr. Hartwig Lohse e.K.