20.06.2016 „Die Handpresse erfüllt den Zweck, ist aber kein Maßstab“
Über die Möglichkeiten und Grenzen des manuellen Klebstoffapplizierens
Prozesssicherheit und manuelles Kleben sind zwei Themen, die wenig miteinander zu tun haben – so eine weit verbreitete Meinung. Dass dies ein großes Missverständnis ist, machte Joachim Rapp, Geschäftsführer von Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH, im Gespräch mit DICHT! deutlich.
Prozessicherheit ist ein ganz zentrales Thema bei vielen Anwendern. Sollte man nicht konsequent auf die automatische Klebstoff-Applikation setzen?
Rapp: Theoretisch ist das ein Gedanke, aber in der Praxis ist Kleben ohne einen manuellen Klebstoffauftrag nicht möglich. Selbst bei automatisierten Applikationsvorgängen klebt man bei verschiedenen Fertigungsstufen manuell und sei es nur bei der Nachbearbeitung. Es ist also vielmehr entscheidend, manuell mit der nötigen Prozesssicherheit zu kleben und hierfür gibt es Lösungen.
Was spricht grundsätzlich für die manuelle Applikation?
Rapp: Ein zentraler Aspekt sind die geringeren Anschaffungskosten, wodurch die manuelle Vorgehensweise generell kostengünstiger ist als eine automatische Lösung. Ein weiterer Vorteil ist die ortsunabhängige Verarbeitung, die nur durch die manuelle Applikation gegeben ist. Zudem kann man die verschiedensten Gebindearten verarbeiten, wo hingegen ein Roboter immer neu eingestellt werden muss. Dies kostet Zeit und Geld.
Gibt es Bereiche, in denen eine manuelle Applikation nicht möglich ist?
Rapp: Nein, denn jede Verklebung wurde in der Testphase zunächst manuell erstellt. Jedoch liegt die sinnvolle Grenze einer Handverarbeitung bei etwa 3 g Auftragsmenge. Alle Dosierungen unter diesem Wert werden zu ungenau.
„Geschultes Personal ist das A und O und mit der DIN 2304 gewinnt dieser Aspekt nochmal an Bedeutung.“ Joachim Rapp, Geschäftsführer, Innotech Marketing und Konfektion Rot GmbH