30.10.2019 Die „Checkliste“ nutzen
Ganzheitliche Betrachtung von Klebanwendungen mithilfe der DIN 2304
„Schon wieder eine Norm“ – mag die Reaktion des Einen oder Anderen sein, gefolgt von einem „das bedeutet wieder mehr Aufwand.“ NUR Aufwand? Das ist zu kurz gedacht. Ganzheitlich betrachtet kann eine Norm wie diese hilfreich sein, den eigenen Klebprozess zu sichern, zu optimieren und neue zu gestalten.
Die Sicht auf Normen ist unterschiedlich. Die Einen sprechen von „lästigem Übel“ und versuchen, der Norm so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen. Andere sehen darin eine Chance, ihr Unternehmen vom Wettbewerb abzuheben. Aus Marketing-Sicht ist die frühzeitige Anwendung bzw. Erfüllung einer Norm sicher ein Alleinstellungsmerkmal. Außerdem kann der Anwender durch Nutzung der Norm als „Leitfaden“ die eigenen Prozesse auf Verbesserungsmöglichkeiten untersuchen und oftmals optimieren.
Da Normen an sich keinen verpflichtenden Charakter haben, erklärt sich diese unterschiedliche Handhabung. In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig zu wissen, dass der Endkunde die Einhaltung einer bestimmten Norm zwingend vorgeben kann, z.B. im Vertrag. Dann heißt es, in der Umsetzung sehr schnell zu sein. Besser ist es sicher, sich damit frühzeitig vertraut zu machen und die daraus für das eigene Unternehmen resultierenden Chancen und Risiken zu bewerten.
Ausgangsbasis für die aktuelle DIN ISO 2304 ist die wohlbekannte DIN EN ISO 9001, denn nach deren Definition ist Kleben ein „spezieller Prozess“. Spezielle Prozesse nach DIN EN ISO 9001:1994 sind alle Prozesse, bei denen durch nachträgliche Überwachung und Messung oder zerstörungsfreie Prüfverfahren am Produkt das Ergebnis in vollem Umfang nicht überprüft werden kann – und das trifft auf Klebungen zu. Spezielle Prozesse sind alle Prozesse, bei denen keine zerstörungsfreie Prüfung mit 100%igem Ergebnis möglich ist, sodass eventuelle Prozessfehler erst bei Gebrauch erkannt werden können. Der Kerngedanke der ISO 9001 ist bekanntlich, beherrschte Prozesse zu haben und daraus leitet sich ab: Wenn Fehler zerstörungsfrei nicht 100%ig nachgewiesen werden können, müssen sie eben vermieden werden.
Die Erklärung zur ISO 9001 zeigt einen weiteren Aspekt auf: „Die ISO 9001 legt die Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QM-System) fest, denen eine Organisation zu genügen hat, um Produkte und Dienstleistungen bereitstellen zu können, welche die Kundenerwartungen sowie allfällige behördliche Anforderungen erfüllen. Zugleich soll das Managementsystem einem ständigen Verbesserungsprozess unterliegen.“ [1]
Es wird also das QM-System und nicht (fach-)inhaltlich der jeweils dahinterstehende (Anwendungs-) Prozess zertifiziert. Die ISO 9001 bleibt zweifelsfrei die Basis, ist aber alleine zu allgemein. Als Folge muss die ISO 9001 technologiespezifisch konkretisiert werden. Deshalb wird die ISO 9001 mit fachspezifischen Regelwerken – wie z.B. Normen –, die die organisatorischen Strukturen einer Organisation (hier: eines klebtechnischen Anwenderbetriebs) hinsichtlich einer fachgerechten Anwendung qualifizieren, verknüpft. Genau hier setzt die DIN 2304 an, wobei diese „strukturelle“, also lastübertragende Verklebungen adressiert. Das Besondere ist hierbei sicher, dass die Beurteilung des potenziellen Schadens beim Versagen der Klebung im Vordergrund steht und dass sich daraus fast alles Weitere ableitet – so auch die Forderungen an die notwendige Ausbildung des klebtechnischen Personals.