Brauchen Dichtungen Intelligenz?

Bild: Adobestock_ Vesna)

11.03.2025 Brauchen Dichtungen Intelligenz?

Argumente. Lösungen. Praxistipps.

von Benjamin Wessling (Benjamin Wessling Beratung)

Intelligente dynamische Dichtsysteme sind gerade in aller Munde und werden – zu Recht – von den Herstellern in den Vordergrund gehoben.

Rein technisch ändert sich in der Dichtungstechnik wenig. Vieles ist bereits bekannt und wird nun von dem ein oder anderem im Detail noch weiter verfeinert oder für Extremwerte optimiert – das übliche Spiel. Ausgereifte Technik wird für sehr spezifische Anwendungen angepasst – sozusagen ertüchtigt. Bei intelligenten Dichtsystemen ist das anders. Was allerdings eine intelligente Dichtung genau ist, obliegt der Definition der Hersteller. Was der Betreiber unter einer intelligenten Dichtung verstehen, fängt mit alt bekannter Messtechnik an, bei der die Messwerte dann, z.B. in einer Cloud, zusammengefasst werden, und endet bei eher ungewöhnlichen (zumindest für die Dichtungswelt) Messmethoden direkt am Dichtspalt. In allen Fällen ist die Technik im Bereich der Messtechnik nicht wirklich neu. Neu ist oft, wie die Messtechnik in der und um die Dichtung herum umgesetzt wird. Am Ende geht es auch weniger um die Erfassung der Daten, als vielmehr um die Darstellung und Interpretation derselben. Hier kommt dann die Intelligenz, die zunehmend künstlich wird, ins Spiel.

Die zentrale Frage ist: Was sagen mir die Daten? Mit dem Output einer intelligenten Dichtung kann ein Betreiber theoretisch entsprechende Maßnahmen definieren, ableiten und umsetzen. Und genau hier sind wir in der Praxis beim nächsten Problem. Betreiber stecken in der Situation, dass einfach zu viele Komponenten Aufmerksamkeit erwarten und von jeder Komponente behauptet wird, die wichtigste zu sein. Wer schaut sich die gelieferten Daten an? Wer definiert die Maßnahmen? Wer weiß, welche Maßnahmen zu ergreifen sind? Und wer übernimmt am Ende die Verantwortung? Und bei all diesen Fragen und damit verbundenen Aufgaben hilft eine Darstellung auf dem mobilen Endgerät dann auch nicht wirklich weiter. Ganz abgesehen vom Thema ATEX (Explosionsschutz in der Anlage). Glücklicherweise können diese Fragen alle beantwortet, dokumentiert und Regeln erstellt werden. Somit entfällt für den Betreiber eine wiederkehrende Beschäftigung mit diesen Aufgaben. Auch das spricht für den Einsatz von digitalen Dichtsystemen. Intelligente Dichtungen sind ein Industrie 4.0- bzw. 5.0-Ansatz, der ein Effizienzversprechen einlöst und mit dem Betreiber auch auf das „Nachhaltigkeitskonto“ einzahlt. Richtig eingesetzt trägt ein intelligentes, dynamisches Dichtsystem dazu bei, dass der Betreiber es einfacher hat, die Dichtung richtig zu betreiben. Das spart Zeit und Geld und mit neuen Lösungen, kann man die meist aufmerksamkeits- und wartungsintensive Dichtung in bestimmten Anwendungsbereichen auch mal längere Zeit „vergessen“.

Benjamin Wessling, Experte Gleitringdichtung
„Betreiber sollten dem Einsatz der “Intelligenz” mehr Aufmerksamkeit widmen. Fehlen intern Ressourcen, empfiehlt sich immer die Beratung durch Expert:innen, um diese Systeme effektiv einzusetzen.“ Benjamin Wessling, Experte Gleitringdichtung

Lösungspartner

Benjamin Wessling Beratung
Benjamin Wessling Beratung

 

Zielgruppen

Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb, Produktion & Fertigung, Instandhaltung