24.05.2018 Alles wird zur Datenquelle
In meinem letzten Kommentar „Im Dunkeln wird man schnell zum Opfer“ bin ich nicht explizit auf die Ressource „Daten“ eingegangen. Im Kontext zur 4. industriellen Revolution sollte dies aber nicht zu kurz kommen. Wir erleben derzeit an vielen Stellen unseres privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Lebens, dass Daten alles – und ohne Strom auch wieder nichts sind.
Wie man die derzeitige Entwicklung empfindet, hängt wohl stark von der individuellen Zukunftsgläubigkeit oder, wie andere sagen, Naivität ab. Dabei ist es für mich weniger eine Frage, wo Daten physikalisch gespeichert werden, sondern von wem und was mit diesen Daten passiert. In unserem privaten Bereich stellen wir alle Daten und neuerdings Gefühle bereitwillig sozialen Medien oder in unserem smarten Lebensumfeld bereit. Was die globalen Datensammler, die wir nicht kennen und die uns auch keinerlei Transparenz bieten, damit machen, wird schon länger kritisiert. Rechtssicherheit sieht anders aus und auch nationale Aktivitäten werden in diesem internationalen Geschäft wenig bringen. Vor diesem Hintergrund empfinde ich unser aktuell verschärftes Datenschutzgesetz in Deutschland als eher skurril. Schon Kleinunternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern, die mit persönlichen Daten zu tun haben, benötigen einen Datenschutzbeauftragten, der überwachen muss, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Daraus resultiert ein sehr umfangreicher Verwaltungsaufwand für Daten, die anderswo wahrscheinlich längst verfügbar sind. Getrieben wird das Mehr an Daten in den verschiedensten Bereichen.
Wenn z.B. unser Bargeld durch das digitale Bezahlen abgelöst wird, kann endgültig unser Konsumverhalten mit vielen Datenbeständen gematched werden. Die aberwitzigsten Szenarien, die daraus entstehen könnten, kann sich jeder selbst ausmalen. Vieles wird zwar nicht passieren, aber wenn jemand damit Geld verdienen oder sparen kann, passiert es i.d.R. auch – das war schon immer so.
Diese „Goldrausch-Stimmung“ trifft man auch beim Thema Industrie 4.0. Vernetzte technische Systeme versprechen eine höhere Wertschöpfung, mehr Flexibilität bis hin zu besseren, individuelleren Produkten. Auch Dichtungen fangen an, Daten zu sammeln und versehen ihren Dienst in Maschinen und Systemen, die vernetzt in einem größeren Kontext und mit zunehmend einstellbaren Betriebsparametern arbeiten. Dass dabei dann immer die Kennwerte einer Dichtung berücksichtigt werden, wird eine spannende Aufgabe. Damit gewinnt die Datensicherheit in mehrfacher Hinsicht an Bedeutung. Nicht nur, dass global vernetzte Produktionsabläufe für Hacker interessant werden und entsprechend zu schützen sind. Auch Konstruktions- und Entwicklungsdaten sind zuverlässig abzusichern. Gerade im Bereich Dichten. Kleben. Polymer., in dem Geheimhaltungserklärungen Standard sind und Dichtungen sowie Verklebungen immer mehr zu Wettbewerbsvorteilen von Produkten beitragen, gilt das. Deutlich wird dies derzeit beim 3D-Druck von Bauteilen und der rechtssicheren Übergabe der Daten. Wir begeben uns mit der Digitalisierung seit Jahren auf eine Pauschalreise, deren Ziel, Veranstalter und Reisebedingungen wir nicht kennen. Die Reise ist sehr bequem, „All inclusive“ und vieles „for free“ ist Standard, d.h. bezahlt wird mit Daten.
Ich persönlich bin unruhig, als zukunftsorientierter Mensch, der Weiterentwicklung für wichtig hält, empfinde ich die digitale Revolution – egal in welchen Bereich – als größer und unkontrollierbarer als alles, was wir bisher erlebt haben. Gut, wenn es länger dunkel bleibt, hat sich das alles schnell erledigt. Wenn nicht, werden wir auch noch viele Überraschungen überleben. Dichtungen, die uns mitteilen, dass sie nicht mehr können, sind dann sicherlich ein kleineres Problem.