3D-Druck einführen:  5 Fehler, die man sich sparen sollte

(Bild: AdobeStock_Silvana)

19.11.2024 3D-Druck einführen: 5 Fehler, die man sich sparen sollte

von Johannes Lutz (3D Industrie GmbH)

Sind die ersten 3D-Druck-Schritte im Unternehmen gemacht, geht es darum, Vorteile bestmöglich auszuschöpfen und den Radius der Möglichkeiten zu vergrößern.

Denn anfangs zieht 3D-Druck das volle Interesse der Belegschaft auf sich, doch kurz danach herrscht Stille. Dabei ist es beim 3D-Druck wie bei anderen neuen Themen (Digitalisierung, Industrie 4.0, KI, IoT etc.) auch: Es müssen Veränderungen umgesetzt und verwaltet werden. Genau dieser Change ist deutlich schwieriger zu handeln, als man sich das anfangs vorstellen kann, denn in einem solchen Veränderungsprozess sind Menschen mit Bedürfnissen und Gefühlen im Spiel – und nicht nur Maschinen, die das ausführen müssen, was vorgegeben wird. In BWL-Büchern sind verschiedene Wege und Methoden skizziert, um Veränderungen herbeizuführen. Bei manchen Themen funktioniert das, beim 3D-Druck klappt es ganz oft nicht so, wie gewollt. Hier sind andere Wege notwendig, wenn man die Technologie richtig in den Köpfen verankern will, damit der Veränderungsprozess quasi „von selbst“ immer weiter ins Unternehmen hineingetragen wird, und daraus eine Sogwirkung für ganz viele 3D-Druck-Einsatzmöglichkeiten entsteht. Fasst man die Fehler zusammen, die zu Ablehnung der Additiven Fertigung im Unternehmen beitragen, so wird beim 3D-Druck oft fehlerhaft kommuniziert und falsch interpretiert.

Fehler 1 – Falsche Wunschvorstellungen
Ein Großteil der 3D-Druck-Branche skizziert hauptsächlich Wunschvorstellungen, d.h., sie beschreibt das, was mit 3D-Druck alles möglich ist. Dies nehmen viele als die einzige „Realität“ wahr, wie 3D-Druck eingesetzt werden kann. Dabei ist der „Reifegrad“, um die Vorstellungskraft auf das eigene Unternehmen übertragen zu können, noch so gering, dass der Weg zu weit scheint und eine Umsetzung nicht als realistisch angesehen wird. Dies erzeugt bei der Belegschaft emotionalen Stress und führt zur Ablehnung der nächsten Schritte. Richtig wäre es, die Ist-Situation aufzuzeigen und die Technologie nicht von Beginn an zu 100% ausreizen zu wollen, sondern erst mit den einfachsten Bauteilen zu beginnen und ihren Einsatz dann zu steigern.

Fehler 2 – Fehlerhaftes Erwartungsmanagement
Liest man die Werbeversprechen und Datenblätter, so kann man schnell (zu) hohe Erwartungen an die produzierten Teile bekommen. Man erwartet schöne, hochfeste und steife 3D-gedruckte Teile, die perfekt passen und die man sofort einsetzen kann. Werden die Teile dann geliefert, hat man oft etwas anderes erwartet.

In der Praxis ist hier Erwartungsmanagement gefragt. Man sollte nicht nur zeigen, wie toll die Bauteile aussehen können, sondern auch darauf hinweisen, welche Risiken es im speziellen bei der jeweiligen Anwendung, die zu drucken ist, gibt. Oft ist eine realistische Vorankündigung hilfreich, in der auch klar angesprochen wird, was nicht passieren darf und wie das Bauteil sein könnte.

Fehler 3 –Informationsüberflutung
Damit die Erwartungen nicht enttäuscht werden, sind zusätzliche Informationen hilfreich. Wenn es jedoch um Technologiedetails, Materialdatenblätter, Werkstoffzusammensetzungen oder Softwarefeatures geht, sollte man sich eher zurückhalten, anstatt hier eine Informations- und Reizüberflutung zu erzeugen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das zu detaillierte Erklären der Technologien zur Verwirrung anstatt zur Umsetzung führt. Deshalb ist es sinnvoller, nur das an Informationen mitzugeben, was für die nächsten Schritte notwendig ist, anstatt eine Vorlesung mit Formeln und Details zu halten.

Fehler 4 – Nachmachen des Mainstreams
In der 3D-Druck-Branche machen viele Akteure das nach, was die anderen machen, da es nach Erfolg aussieht. Schaut man dann aber genauer hin und fragt genauer nach, so bekommt man mit, wie oft ein Teil dann wirklich gedruckt wurde und wie viel Geld das Projekt tatsächlich verschlungen hat. Hier ist klarer Menschen-/Ingenieursverstand gefragt, der gerne Fragezeichen aufwerfen darf, um Themen zu hinterfragen, anstatt einfach nur etwas nachzumachen, weil es ja, z.B. in den Medien, als herausragende Anwendung angepriesen wurde.

Fehler 5 – Irreführende
(interne) Marketingunterlagen
Teams-Präsentationen zum Thema „Additive Fertigung“, an denen zwar viele Interessenten teilgenommen haben, aber die Teilnehmenden die Kamera ausgeschaltet hatten, keine Fragen gestellt haben und demgemäß danach auch keine Anwendung entstand, kennt wahrscheinlich jeder. Genau so läuft es auch bei Bekanntmachungen im Intranet oder in der Kantine, z.B. zur Einführung des 3D-Druckes im Unternehmen. Der Grund dafür ist nicht der Informationskanal, sondern der Inhalt, und wie er kommuniziert wird. Es ist bereits ein Fehler, ein „alienartiges Raketenteil“ auf der Startfolie der Präsentation zu haben und nur Topologie-optimierte Teile zu zeigen, die in einem Schaumstoffkoffer präsentiert werden.

Die Akzeptanz für 3D-Druck im Unternehmen steigern, heißt, Ablehnung für die Technologie zu reduzieren. Einer der ersten Schritte wäre hierbei nicht, das Unternehmen an 3D-Druck anzupassen, sondern 3D-Druck in der richtigen Dosis an das Unternehmen anzupassen. Und wenn man dann die genannten Fehler vermeidet, hat die Technologie auch eine Chance, zur Unternehmens- und Produktentwicklung beizutragen.

Johannes Lutz,  Geschäftsführer,  3D Industrie GmbH
„Die Akzeptanz für 3D-Druck im Unternehmen steigern, heißt, Ablehnung für die Technologie zu reduzieren.“ Johannes Lutz, Geschäftsführer, 3D Industrie GmbH

Lösungspartner

3D Industrie GmbH
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Zielgruppen

Unternehmensleitung, Konstruktion & Entwicklung