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3D-Druck-Branche: Was erwartet uns 2025 und in Zukunft?

(Bild: AdobeStock_Annibell82)

11.03.2025 3D-Druck-Branche: Was erwartet uns 2025 und in Zukunft?

von Johannes Lutz (3D Industrie GmbH)

Der 3D-Druck-Hype ist vorbei, wobei man sich fragen kann, ob er die Dichtungsbranche je erreicht hat.

Die letzten beiden Jahre waren für die additive Fertigungsbranche und deren Hersteller, Dienstleister sowie Zubehörlieferanten nicht so einfach wie in der Hype-Phase. Vor 2022 wurde seitens der Anwendenden noch kräftig in die additive Fertigungstechnologie investiert und viele weltpolitische Situationen, wie die Lieferkettenthematik, haben zusätzlich positiv dazu beigetragen, sodass die Aufwärtsspirale endlos schien. In den letzten drei Jahren sind die Aktienkurse von Additiv Manufactoring-Unternehmen dann um 80 bis 90% gefallen, aktuell sind verschiedene Insolvenzverfahren eröffnet, CEOs werden entlassen und mehr als eine feindliche Übernahme ist gescheitert. Die begonnene Konsolidierung im 3D-Druck ist in vollem Gange. Was erwartet uns also 2025?

Dazu sollte man sich verschiedene Rahmenparameter des Marktes genauer anschauen.Es fehlt das Geld, um weiterhin laut auf der kleinen „3D-Druck-Party“ feuchtfröhlich trommeln zu können. Das „Spielgeld“ ist aufgebraucht und der Startup-Geist verflogen. Es hat sich unter Investoren rumgesprochen, dass man die Finger von 3D-Druck-Unternehmen lassen sollte und viele Anwendende der Technologie sind enttäuscht und/oder langfristig abgeneigt, damit weiterzumachen, weil das Thema 3D-Druck im Unternehmen nur verbrannte Erde hinterlassen hat. Diesen Zustand nur der Technologie anzulasten, wäre falsch, vieles hängt auch mit unserem Umgang mit neuen Technologien zusammen. Die „Technologieoffenheit“ wird gerne als Lösung für die Zukunft beschworen, aber, können wir „technologieoffen“? Doch zurück zur Marktentwicklung: Laut Presseberichten und Insiderinformationen steht es um verschiedene Player im Markt nicht gut. Und obwohl die Pressemeldungen der Unternehmen, trotz ihrer eigentlich schlechten Lage, noch positiv formuliert werden, sagen jetzt entlassene Mitarbeitende und die im Stich gelassenen Reseller etwas anderes. Anscheinend sind die negativen Auswirkungen noch nicht zu den Kunden und Endanwendern durchgedrungen, da es von dieser Seite noch wenig Rückmeldungen gibt.

Da wo die Botschaften angekommen sind, machen sich Anwendende Gedanken hinsichtlich Support und der Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Materialien und Updates für die Software der eigenen 3D-Drucker. So kommt zur Enttäuschung, nachdem man sich für 3D-Druck im Unternehmen entschieden hat und ihr Einsatz nach langer und steiler Lernkurve grade so den Nutzen liefert, wie man ihn sich vorgestellt hat, noch die Ungewissheit hinzu. Besonders die Fragen, wie lange man damit noch arbeiten kann und ob sich der ganze Aufwand im Vorfeld überhaupt gelohnt hat, lässt viele Anwendende zweifeln. Das sind alles Aussagen und Fragen, die für mich als Berater im 3D-Druck auf der Tagesordnung stehen, wofür es aber auch gute Lösungen gibt.

Auf der anderen Seite geht der Hype immer noch ein bisschen weiter, denn es gibt heute immer noch „leichtsinnige“ Unternehmen, die trotz schlechter Presse und kaum funktionierenden Drucksystemen auf die Marketingversprechen der Hersteller hereinfallen. Man lässt sich von den Möglichkeiten der Technik blenden, investiert viel Zeit und Geld und vergisst dabei vollkommen die Realität der eigenen Anwendung. Auch hier ist dringendes Aufwachen angesagt, um die Enttäuschung nicht noch größer werden zu lassen.

Was von den Anwendenden der 3D-Drucker und den Beteiligten in der Branche als „Tal der Tränen“ bezeichnet wird, kann man aber auch positiv sehen. So befindet sich die 3D-Druck-Branche an sich auf dem Weg zum
Plateau der Produktivität. Dies lässt sich aus der Abbildung des Gardner Hype Cycels [1] in Verbindung mit den aktuellen Geschehnissen am Markt gut ablesen. Oder, einfacher gesagt, der Markt für den Einsatz von 3D-Druck ist kontinuierlich gewachsen und wird auch weiterhin wachsen. Mit dem Wachstum hat sich konsequenterweise die Anzahl an Marktteilnehmern immer weiter vergrößert. Derzeit erleben wir, dass nicht alle bestehen bleiben können. Und damit sind die Perspektiven nicht schlecht: Der Kuchen wird größer und das einzelne Kuchenstück auch, weil Marktteilnehmer sich verabschieden.

Damit passiert in der AM-Branche – wenn auch verstärkt – genau das Gleiche, was in anderen Märkten passiert. Angefeuert durch eine sehr volatile weltwirtschaftliche Lage werden in den nächsten Jahren Marktteilnehmer ­– ob groß oder klein – verschwinden. Dabei ist die heutige Dynamik nicht zu unterschätzen. Unternehmen, die heute noch Großes verkünden, könnten ab Mitte des Jahres übernommen worden sein oder nicht mehr existent sein. Die Vergangenheit hat bereits oftmals gezeigt, wie schnell es gehen kann, und wie schmerzhaft das für die Endanwender sein kann.

Welche Entscheidungen sollten Anwendende aktuell nochmal überdenken? Egal, welches Vorhaben man mit additiver Fertigung und dem 3D-Druck realisieren will, eine Zweitmeinung eines Dienstleisters oder Beraters ist heute – mehr denn je – empfehlenswert. Denn oft ist man zu sehr in seiner eigenen Blase gefangen, aus der man, selbst, wenn man sie einmal erkannt hat, auch nicht immer einfach rauskommt. Klar ist auch, dass niemand absichtlich eine Fehlentscheidung trifft – diese basieren meist auf fehlenden, wichtigen Informationen. Die liefern in zunehmend komplexen und dynamischen Märkten nur Expert:innen, die einen Markt lange kennen, umfangreiche Praxiserfahrungen und einen soliden Überblick über die Geschehnisse im Markt haben.

Literatur
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hype-Zyklus

Johannes Lutz, Geschäftsführer, 3D Industrie GmbH
„Der AM-Hype ist zwar vorbei – bevor man mit dieser schlechten Nachricht zur Geschäftsleitung geht, sollte man aber den eigenen Ansatz über mehrere Meinungen solide verifizieren, denn was gerade passiert, passiert mit jedem Hype und muss nicht wirklich schlecht sein.“ Johannes Lutz, Geschäftsführer, 3D Industrie GmbH

Lösungspartner

3D Industrie GmbH
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Zielgruppen

Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Unternehmensleitung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung