11.11.2024 Kunststoffverarbeitende fordern: Rettet die Fluorpolymere
Um auf die Bedeutung von Fluorpolymeren, die der PFAS-Stoffgruppe zugerechnet werden, für die Kunststoffverarbeitung sowie für industrielle Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa hinzuweisen, setzt sich die Fluoropolymergroup im pro-K für ihren Ausschluss aus dem Beschränkungsverfahren ein und tauschte sich dazu mit Akteuren auf EU-Ebene aus.
Organisiert durch pro-K trafen sich Anfang November 2024 die führenden Verarbeiter von Fluorpolymeren und weitere Teile der Branche mit internationalen Verbündeten und EU-Vertreter:innen in Brüssel. In den zwei Tagen ging es um einen detaillierten, vor allem europäischen Blick auf den Beschränkungsprozess sowie mögliche Umweltauswirkungen von Fluorpolymeren bei Herstellung, Verarbeitung, Verwendung sowie am End-of-Life. Gastgeber war die europäische Mittelstandsorganisation SME Connect mit ihrem Büro direkt im Brüsseler Europaviertel.
Die aktuell diskutierte EU-Regulierung ist – nach Einschätzung der Fluoropolymergroup im pro-K – ein Worst-Case-Szenario. Der Beschränkungsvorschlag unterschätze erheblich den Umfang der Verwendung und die Bedeutung des Einsatzes von Fluorpolymeren in Schlüsselanwendungen gerade in der Prozessindustrie. Er würde drastische Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Europa haben und bedrohe zahlreiche innovative, gesunde Unternehmen der Kunststoffverarbeitung, wenn er wie geplant käme.
Die Kunststoff verarbeitende Industrie ist ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette von Fluorkunststoffen. Diese Hochleistungskunststoffe werden für eine Vielzahl von wichtigen technischen Komponenten für die digitale und grüne Transformation verwendet. Der von fünf europäischen Ländern ausgearbeitete und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) im Januar 2023 vorgelegte Vorschlag zur Beschränkung von PFAS ist eine wichtige Säule der Chemikalienstrategie der EU. Er berücksichtigt jedoch u.a. nicht, dass Fluorpolymere die OECD-Anforderungen als "Products of low Concern" erfüllen, also als sicher eingestuft sind. Schon heute befinden sich die Hersteller und Verarbeiter von Fluorpolymeren durch das lang andauernde Verbotsverfahren in einem Schwebezustand: Investitionen fallen weg und Unternehmen haben teilweise Schwierigkeiten, junge Menschen für eine Tätigkeit in der Branche zu gewinnen. In der Konsequenz finden Innovationen mit Fluorpolymeren immer seltener in Europa statt. Die EU schwächt sich mit einem möglichen Bann dieser Hochleistungskunststoffe selbst, ohne dass viel für die Gesundheit der Bevölkerung gewonnen wäre, da die Haupteintragspfade von PFAS in die Umwelt ganz woanders liegen. ECHA und Europäische Kommission sollten daher zeitnah eine Ausnahme für die Produktion von Fluorpolymeren, einschließlich der relevanten Rohstoffe und deren Verwendung in industriellen Anwendungen, gewähren. Die Gespräche mit den Entscheidenden in Brüssel werden fortgesetzt.